Strukturierte Kreativität und lebendige Balance dank Ashtanga Yoga. Interview mit Yogalehrerin und AYInnovation ® Ausbildungsleiterin Romana Lorenz-Zapf.

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Melanie Du leitest eine AYInnovation® Ausbildung. Was begeistert Dich bei dieser Aufgabe am meisten?

Romana: Am meisten begeistert mich, in der Ausbildung einen Weg aufzuzeigen, der es allen Menschen, unabhängig von Alter, körperlicher Konstitution und Yoga-Vorkenntnissen ermöglicht, gemeinsam Yoga zu praktizieren. Normalerweise gibt es in Yogaklassen immer eine Abgrenzung: Yoga für Anfänger, für Fortgeschrittene oder Mittelstufe-Klassen. Das unterteilt die Teilnehmer von vornherein in bestimmte „Stufen“ oder Kategorien und bedeutet für mich eine Trennung. Yoga ist für mich jedoch der Weg zur Einheit, es geht um das Verbindende, das, was damit auch die Menschen zusammen und auf eine Ebene bringt. Und das lebe und lehre ich.

Melanie:Was war für Dich eine besonders wichtige Erfahrung auf Deinem Yogaweg?

Romana: Eine besonders wichtige Erfahrung auf meinem Yogaweg war meine allererste Yogaklasse. Allerdings hatte ich hier nicht sofort einen Aha-Effekt oder war tief berührt, sondern eher das Gegenteil. Als ich 1997 in meiner ersten Yogaklasse stand und die Lehrerin in den Raum hineinschwebte und mit dem Mantrasingen begann, wusste ich weder was ein Harmonium ist, noch wie man meditiert und war total überfordert. Gefühlt alle 30 Sekunden habe ich beim Meditieren die Augen geöffnet und mich gefragt, wie die anderen alle so lange aufrecht sitzen können, ohne sich zu bewegen. Diese Erfahrung hat mich auf meinem weiteren Yogaweg sehr geprägt und mich während der letzten fast 20 Jahre begleitet. Gerade deshalb kann ich mich absolut sowohl in Yoga-Neulinge als auch in geübte Yogis hineinversetzen: Ich habe gefühlt schon alles erlebt, was Patañjali in den Hindernissen beschreibt. Somit kann ich jeden dieser Zustände vollkommen nachvollziehen und mein Ziel ist es, jeden da abzuholen, wo er steht, und vor allem alles verständlich zu erklären, damit klar ist, warum ich Dinge unterrichte, welchen Nutzen sie haben und wie man Hindernisse im Yoga überwinden kann.

Melanie: Wie schaut Deine eigene Yogapraxis aus? Welche Techniken praktizierst Du aktuell? Möchtest Du Deine Erfahrungen mit uns teilen?

Romana: Meine Yogapraxis (lacht) Das ist eine gute Frage. Meine Yogapraxis ist täglich auf’s Neue  komplett anders. Ich praktiziere Ashtanga Yoga so, wie ich es von Ronald gelernt habe, kombiniert mit Techniken, die ich im Laufe meines vorherigen Yogaweges von vielen tollen Lehrern gelernt habe. Und auch wenn es rein äußerlich den Anschein macht, als würde ich immer das Selbe tun, ist es doch im Inneren täglich sehr verschieden und immer wieder eine spannende Reise zu mir selbst.

Melanie: Hast Du Yoga auch bereits therapeutisch zur Wiederherstellung Deiner körperlichen und psychischen Balance genutzt? Welche Wirkungen oder Ergebnisse konntest Du beobachten?

Romana: Ja unbedingt. Um das zu erklären, muss ich vielleicht etwas weiter ausholen. Normalerweise praktizieren die Menschen den Yoga, der ihnen am meisten entspricht. Du findest in verschiedenen Yoga-Richtungen immer bestimmte Menschen-„Typen“ wieder. Im Vinyasa Yoga zum Beispiel sehr kreative Menschen, wie ich es bin. Dort habe ich mich deshalb immer sehr zu Hause gefühlt. Allerdings hat es das, was ohnehin schon stark in mir ausgeprägt ist, noch verstärkt. Das heißt meine kreative und intuitive Seite wurde dadurch noch stärker. Ab einem bestimmten Punkt hatte ich das Gefühl, dass keine Weiterentwicklung mehr möglich ist. Ich habe mich dann ganz bewusst für die Praxis des sehr strukturierten Ashtanga Yoga entschieden, weil es mir eigentlich überhaupt nicht entspricht, jeden Tag die gleichen Sequenzen zu üben. Ich war neugierig, was das für Auswirkungen auf mich haben würde. Und die Wirkung war unglaublich, denn Ashtanga Yoga strukturiert mich, im Innen wie im Außen.

Auch wenn mir die Praxis an manchen Tagen unfassbar schwer fällt und ich am liebsten wieder ganz kreativ nach meinem „inneren Gefühl“ praktizieren würde, ignoriere ich das und beginne mit den Übungen der Serie. Inhale-Exhale. Nach meiner Praxis bin ich geerdet und spüre den anderen, sonst eher schwächeren Teil in mir, der  sonst oft etwas in den Hintergrund gerät und von der Kreativität und den Ideen, die ich habe, überlagert wird, von denen ich mich auch gerne ablenken lasse. Dann kommt eine Konzentration, Stärke und Kraft zum Vorschein, die es mir trotz meiner kreativen Seite ermöglicht, Dinge strukturiert anzugehen und auch umzusetzen.

Natürlich sind „by the way“ auch körperliche Beschwerden von allein verschwunden ;-)

Melanie: Auf welches Handwerkszeug in Deiner Yogalehrerwerkzeugkiste bist Du besonders stolz?

Romana: Meine Empathie, die Fähigkeit, in die Menschen hineinzufühlen und zu „erspüren“, wie es ihnen geht. Durch diese feine Wahrnehmung kann ich oft erkennen, was bei körperlichen Beschwerden oder Schmerzen die Ursache sein könnte und mit Hilfe von anatomischen Tests - die ich selbst entwickelt habe - herausfinden, welche Übungen helfen können. Das macht mich aber nicht unbedingt „stolz“, sondern ist einfach sehr hilfreich und es macht unglaublichen Spaß zu sehen, wie bestimmte Beschwerden innerhalb von 30 Minuten  verschwinden können, nur weil man den Körper wieder in Balance bringt.

Melanie: Wer ist in Deiner AYI® Inspired Ausbildung genau richtig?

Romana: Die Ausbildung richtet sich einerseits an Yogaübende, die ihr Wissen im Yoga vertiefen wollen, aber gleichzeitig auch an Yogis, die Ashtanga Yoga in der Tiefe und von Grund auf lernen und verstehen wollen.

Wem es wichtig ist, eine gut strukturierte Ausbildung zu bekommen, deren Inhalte fundiert ausgearbeitet und gut erklärt sind, der findet sich bei mir wieder: Ich bereite jedes Thema sehr detailliert vor und referiere einfach, für alle verständlich und mit Klarheit und Brücken zum besseren Erinnern.

Ich spreche Menschen an, denen die Essenz der Einfachheit wichtiger ist, als sich zu verbiegen, Menschen, die sich in ihrem „Berufsleben“ vielleicht derzeit fehl am Platz fühlen oder die mehr über sich selbst lernen und Yoga stärker integrieren wollen.

Mir persönlich liegen Menschen am Herzen, denen Authentizität mehr bedeutet als ein Lehrer, der im Handstand seine Teilnehmer begrüßt. Menschen, die gern Kaffee trinken und nicht wissen, wie sie damit aufhören können, und Menschen, die das Leben leben und genießen möchten und einen Weg suchen, mit dem Yoga in Einklang zu leben. Wertungen jeglicher Art sind mir fremd, von daher kannst Du als Schüler bei mir sein oder werden, wer Du im Herzen bist.

Melanie: Zu guter Letzt drehen wir den Spieß um: Welche Frage wolltest Du Dr. Ronald Steiner schon immer einmal stellen?

Romana: Mich interessiert, ob Ronald seinen Lebensweg immer klar vor sich gesehen hat bzw. ob sich der Weg, den er jetzt geht, von vornherein so in seinem Inneren abgezeichnet hat. War es ein Weg, der sich Jahr um Jahr entwickelt hat, oder gab es eine Grundvision, die allen Handlungen und den Folgen daraus zugrunde lag?

Melanie: Vielen Dank für das Interview!

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