Nein Lachyoga gibt es wirklich. Und findet immer mehr Anhänger, die sich regelmäßig zum „Lachtraining“ treffen. Was steckt dahinter und für wen eignet sich Lachyoga? Yogini Katja Schneider berichtet über ihre eigenen Erfahrungen mit dieser besonderen Form des Yoga und warum sie Lachyoga künftig auch im AYI Ulm anbieten möchte.

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Die erste Begegnung mit Lachyoga

Mein Yogaweg begann zunächst ganz klassisch in einem Fitnessstudio. Sechs Jahre später, im Jahr 2013, hatte ich meine erste intensivere Begegnung mit Yoga: Ich verbrachte zwei Monate im Ashram in Rishikesh und übte regelmäßig Hatha im Vinyasa-Stil. Im Februar 2015 kam schließlich Ashtanga Yoga hinzu, der mittlerweile ein fester Bestandteil meiner Praxis hier in Ulm ist.

Mit Lachyoga bin ich vor einigen Jahren auf einem Festival zum ersten und für lange Zeit leider einzigen Mal in Berührung gekommen. Doch obwohl es sich nur um dieses einzige Mal handelte, ging mir die Sache nicht mehr aus dem Kopf: Die Erfahrung war einfach so spaßig und wundervoll, dass sie mir noch lange danach im Gedächtnis blieb.

Im letzten Sommer entstand daraus schließlich der Gedanke, dieses Gefühl mit anderen Menschen zu teilen und im AYI Ulm eine Lachyoga Stunde ins Leben zu rufen. So schwer konnte das doch nicht sein: Lachen ist schließlich eine „Disziplin“, die jedem bekannt ist, und die jeder mit Leichtigkeit ausführen kann, wenn er oder sie sich darauf einlässt! Und die unbestrittenermaßen wohl auch jedem guttut – denn wer könnte von sich behaupten, dass er sich nach einem vollen Lachen aus tiefstem Herzen nicht zumindest ein bisschen besser als zuvor gefühlt hätte?

Die Vorbereitungen laufen an…

Die Idee war somit geboren und in Ronald und Melanie fand ich auch zwei Unterstützer für mein Projekt. Jetzt galt es „nur“ noch, die Sache entsprechend umzusetzen und die ersten Lachyoga-Stunden zu gestalten. Das einzige Problem daran war, dass ich mich zwar lebhaft an die Glückshormone, das Gefühl der Lebendigkeit, den Moment, an den ich buchstäblich vor Lachen auf den Knien lag, oder die Schlusssequenz, die in einer „Lachschlange der Unendlichkeit“ endete erinnerte. Die Erinnerung an die einzelnen Übungen dazu war dagegen weitaus blasser.

Deshalb begann ich, meine eigenen Nachforschungen zu betreiben und herauszufinden, was genau hinter Lachyoga steckt und wie sich dieses Gefühl der Leichtigkeit und inneren Freiheit in einer Stunde hervorrufen lässt. Dabei stieß ich auf einige spannende Erkenntnisse über „Hasya“ oder Lachyoga.

Die Entstehungsgeschichte

Lachyoga wurde im Jahr 1995 von dem indischen Arzt Dr. Madan Kataria in Mumbai entwickelt. Bei seinen Forschungen zum Thema „Lachen ist die beste Medizin“ stieß er auf einige wissenschaftliche Studien zur positiven Wirkung des Lachens. Diese Studien beeindruckten ihn so sehr, dass er kurzerhand den ersten Lachclub gründete. Dazu versammelte er eine Hand voll Leute in einem Park und ließ sie sich gegenseitig Witze erzählen. Der Erfolg war durschlagend. Die zahlreichen Lacher im Park machten sofort einige Passanten neugierig, die sich spontan dem neu gegründeten Club hinzugesellten. Schon bald zählte der erste Lachclub um die 50 Mitglieder.

Doch die Methode des Witze-Erzählens funktionierte nur für kurze Zeit: Die Witze gingen schnell aus und die Clubmitglieder hatten immer weniger zu lachen…

Dr. Kataria, der den Erfolg seines Projekts bereits in Gefahr sah, grübelte lange über einer Lösung und bat schließlich seine Frau Madhuri, eine Hatha Yogalehrerin, um Hilfe. Sie hatte schließlich auch die zündende Idee. Aus ihrer Erfahrung mit dem Yoga war sie bestens mit der Verbindung von Körper und Geist vertraut und wusste, wie man mit Körperübungen, Atmung und Haltung bestimmte Reaktionen im Geist hervorrufen kann. Basierend auf Madhuris Wissen entwickelten die beiden schließlich gemeinsam die ersten „Lachyoga Übungen“.

Das Lachen geht um die Welt

Während das Witzeerzählen schon nach kurzer Zeit gescheitert war, erwiesen sich die Lachyoga Übungen als Erfolg auf ganzer Linie. Von daher war es auch keine Überraschung, dass  Mumbais erster Lachclub schnell in den Blick der Journalisten vor Ort geriet, die Dr. Kataria zu seinen Erfahrungen interviewten. Kataria teilte seine Methode gern mit anderen Menschen und gab großzügig Ratschläge, wie man selbst einen Lachclub gründen könne. Die offene Einstellung des Doktors führte dazu, dass sich die Lachclubs fast schon in Windeseile in ganz Indien verbreiteten. Nach nur zwei Jahren war die Zahl der Lachclubs bereits auf rund 2.000 gestiegen und im Jahr 1998 rief Kataria sogar den jeweils ersten Sonntag im Mai zum Weltlachtag aus. Zu einer festgelegten Uhrzeit wird seitdem in allen Lachclubs und „Lachorten“ der Welt für eine Minute lang gemeinsam gelacht.  

Die Wirkung des Lachens auf unser Gehirn

Vermutlich haben so gut wie alle von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass wir uns beim Lachen in Gemeinschaft mit anderen Leuten auf einmal glücklicher und leichter fühlen und Probleme, die zuvor unüberwindbar schienen, oft einen Teil ihres Schreckens verlieren. Doch ist es wirklich nur die Gemeinschaft und das Zusammensein mit anderen Menschen oder tut sich beim Lachen noch mehr?

In der Tat ist es so, dass Lachen auch eine Auswirkung auf unser Gehirn hat und dort bestimmte Prozesse auslöst. Neurophysiologisch lässt sich das Phänomen so erklären, dass beim Lachen – egal ob „echt“ oder gezwungen – die „Lachmuskeln“ auf den entsprechenden Nerv drücken. Dieser leitet den Reiz ans Gehirn weiter, das so die Information „es wird gelacht“ erhält und daraufhin Glückshormone produziert. Umgekehrt führen diese Glückshormone wiederum dazu, dass eine Information an den Nerv zurückgeschickt wird und dieser dem zuständigen Gesichtsmuskel den Befehl „Lachen fortsetzen“ gibt. So entsteht ein sogenannter „Feedbackloop“ und wir kommen schließlich in eine regelrechte Lachspirale. Gleichzeitig wirkt sich das Lachen positiv auf unser

Immunsystem aus, denn beim Lachen gelangt mehr Sauerstoff ins Blut, zusätzlich lösen sich Spannungen im Körper und es wird neue Energie freigesetzt.

Lachyoga – mach mit!

Grundsätzlich ist Lachyoga für jeden geeignet, der gerne einmal eine neue Erfahrung machen möchte und Lust darauf hat, auf spielerische und „spaßige“ Weise zu erkunden, was das Lachen mit unserem Körper und Geist tut. Oder einfach endlich einmal wieder so richtig „ablachen“ will. Wie im Yoga üblich werden wir einen besonderen Blick auf unsere Atmung richten und die Erfahrung mit einer Reihe von leicht zu erlernenden Bewegungsabläufen verbinden.

Neugierig geworden? Dann freue ich mich darauf, Dich in einer meiner Lachyoga Stunden begrüßen zu dürfen. Denn ich bin inzwischen fest davon überzeugt: Jeder sollte zumindest einmal in seinem Leben Lachyoga ausprobiert haben! Und vielleicht findet der ein oder andere ja sogar so viel Gefallen daran, dass es irgendwann auch in Ulm einen eigenen Lachclub gibt…