Jetzt weiß es sogar die Wissenschaft: Gemäß einer neuen Meta-Studie hat Yoga einen großen, signifikanten Effekt bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen.

Yogatherapie

Vielleicht hast Du es persönlich erlebt. Wenn Du regelmäßig auf Deine Yogamatte gehst, bist Du emotional mehr in Deinem Gleichgewicht. Dass das nicht nur Dein subjektives Empfinden oder der Inhalt von Patanjalis Yoga Sutra ist, zeigt eine aktuelle Meta-Studie, die letzte Woche im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist (siehe Box unten).

Die Ergebnisse dieser Studie gehen aber sogar über die Erhöhung des subjektiven Wohlbefindens hinaus. Denn auch wenn die seelische Störung ein Ausmaß erreicht hat, dass sie als psychische Erkrankung diagnostiziert und ihre Behandlung von den Krankenkassen bezahlt werden kann, ist Yoga ein äußerst effektives Behandlungsinstrument. Zu den untersuchten Erkrankungen gehören Angst und Zwang, Essstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Depression und Schizophrenie.

Dabei ist Yoga eine sehr angenehme Behandlungsmethode: geübt wird in der Gruppe und es hat kaum Nebenwirkungen. Außerdem hat es als ganzheitlicher Übungsweg neben der reinen Reduzierung der psychischen Symptome eine Vielzahl an positiven Effekten. Beispielsweise kann eine körperorientierte Yogapraxis nicht nur die Stimmung verbessern, sondern auch Verspannungen im Nacken reduzieren. Damit ersetzt das Yogaübungsprogramm den Gang ins Fitnessstudio und zum Psychotherapeuten.

Während die Krankenkassen aktuell Yoga „nur“ im Rahmen der Prävention für ihre Versicherten bezuschussen, ist mit der vorliegenden Studie ein weiterer Meilenstein zur Anerkennung als ein wirkungsvolles Behandlungsverfahren für psychische Erkrankungen gelegt. Yogalehrende mit entsprechender Qualifikation dürfen sich vielleicht schon bald auf eine Erweiterung ihres Tätigkeitsfeldes freuen.

Metaanalyse von Klatte, Pabst, Simon und Rosendahl (2016)

Die Autoren konnten zeigen, dass hatte Yoga bestehend aus Asana und Pranayama einen wirkungsvollen Beitrag zu Behandlung von psychischen Störungen leisten kann.

Wichtige Eckdaten der Studie:

  • Zusammenfassung von 25 qualitativ hochwertigen Einzelstudien (meisten Studien aus Indien mit n = 7 und den USA mit n = 8)
  •  insgesamt 1.339 Patienten, die an einer psychischen Erkrankung nach ICD-10 oder DSM, mit mindestens milder Symptomausprägung litten
  • Erkrankungsbilder: Angst (inkl. Posttraumatische Belastungsstörung), Depression, Schizophrenie u.a.
  • Probanden: zwischen 22 und 59 Jahren alt, zu 61,7% weiblich

Ergebnisse:

  • Körperorientiertes Yoga hat einen großen, signifikanten Behandlungseffekt im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe
  • effektivere Intervention als Sport oder ein Aufmerksamkeitstraining
  • Effektivität genauso hoch wie bei einer psychotherapeutischen Standardbehandlung (Kombination aus Psychotherapie und Medikation)
  • Steigerung des Wohlbefindens und Erhöhung der Lebensqualität

Diskussion:

  • Eventuell ist körperorientiertes Yoga wirksamer bei geringerem Ausprägungsgrad der Erkrankungen
  • Aus anderen Studien liegen Ergebnisse vor, dass die Kombination aus Psychotherapie und Yoga größere Effekte erzielen kann als jeweils die Einzelbehandlungen

Literatur:
Klatte R, Pabst S, Beelmann A, Rosendahl J: The efficacy of body­oriented yoga in mental disorders—a systematic review and meta­analysis. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 195–202. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0195