Bandhas gehören zu den wesentlichen Techniken in der Yogapraxis. In diesem Interview erklärt Yogini KatarinaTauber, wie Du mit einfachen Vorstellungen die Bandhas nach AYInnovation® / der Bandhalign® Methode etablieren kannst.

Yogatherapie

Von balancierenden Dynamiken, Zahnrädern und lächelnden Unterhosen

Wohl fast jeder Yogi kommt gleich zum Beginn Wegs mit den Techniken von Bandha in Kontakt. So dürften die meisten wohl Ansagen wie „Bandhas setzen“oder „Denkst du noch an die Bandhas?“ bereits irgendwann einmal gehört haben. Doch was sind die Bandhas eigentlich genau? Und wie gelingt es mir konkret, sie zu aktivieren und möglichst während der gesamten Praxis aufrechtzuerhalten?

Dieser Frage wird im Rahmen der AYI® Ausbildung insbesondere in den MTCs mit ihrem jeweiligen thematischen Fokus nachgegangen. Yogini Kati Tauber besuchte den Workshop "Atem, Bandha,Bewegung - Alignment von Prana" und berichtet von ihren Erfahrungen.

Sabine: Kati, bei eurem Workshop stand insbesondere das Thema Bandha im Zentrum. Worauf habt ihr euch im Speziellen konzentriert?

Kati: Wir haben uns zunächst mit der Technik auseinander gesetzt und dabei vor allem die sogenannten Bandhaligns® näher betrachtet. Bandhaligns® sind gedachte "Energiekreise", die dabei helfen die Dynamik der einzelnen Körperpartien zu visualisieren. Entlang dieser Kreise wechseln sich dynamisch mit der Atmung immer zwei Muskelgruppen ab. Dadurch entsteht zwar effektiv nur eine sehr subtile Bewegung, aber der Körper gewinnt durch dieses Wechselspiel an Stabilität und erreicht ein günstiges Alignment.

Sabine: Kannst Du das noch genauer erklären oder uns ein Beispiel geben?

Kati: Insgesamt umfasst das System 32 solcher balancierter Dynamiken, die untereinander wie Zahnräder ineinander greifen. Das von mir besuchte MTC hatte wie gesagt das Thema "Atem, Bandha, Bewegung - Alignment von Prana". Hier haben  wir den Fokus auf die fünf Bandhadynamiken entlang der Wirbelsäule gelegt und geschaut wie diese mit der Atmung gekoppelt sind.

Daraus ergibt sich ein gewisses Muster, etwa:

  • Einatmung:
    Darmbeinstacheln nach vorn, Bauchnabel nach hinten oben ziehen, Wirbelsäule aufrichten, Brustbein heben bzw. Kehle wird weit, Nacken wird lang
  • Ausatmung:
    Kinn senken, Schulterblätter ziehen nach unten, untere Rippen ziehen vorn zusammen, Steißbein nach unten, Sitzhöcker weit

Sabine: Das klingt so, als ob man sich ziemlich viel merken und gleichzeitig beachten müsste!

Kati: Das stimmt. Allerdings hat Ronald zusätzlich zu den anatomischen Erklärungen immer wieder Eselsbrücken gebaut, damit man sich die einzelnen Aktionen besser vorstellen kann. Uns allen ist vor allem die "lächelnde Unterhose" im Gedächtnis geblieben - erhältlich bei commercialyoga.com ;-) .
Daraus entstand die Idee alle fünf Dynamiken mit Hilfe von Kleidungsstücken zu visualisieren, sodass ein imaginärer "dress code" für die Praxis entsteht. Die einzelnen Bilder illustrieren dabei die einzelnen anatomischen Aktionen, die ich schon beschrieben habe.

Sabine: So weit zur Theorie. Ist es Dir gelungen, das neue Konzept gleich in die Praxis umzusetzen?

Kati: Am Anfang ist es etwas schwierig, alle Bandhaligns gleichzeitig umzusetzen und der meditative Flow geht etwas verloren, weil man noch sehr viel im Kopf unterwegs ist. Jedoch gehen die Bewegungsmuster schon nach etwa 10 mal Üben in das Unterbewusstsein über, sodass man sich dann in der Praxis nicht mehr groß darum kümmern muss. Meist genügt es, sich während der Sonnengrüße daran zu erinnern, um die Basis für die Praxis zu legen. Aufgrund der "Zahnradwirkungsweise" reicht es beispielsweise auch, sich auf die Beckendynamik zu konzentrieren, weil der Körper dann alle anderen Bandhaligns instinktiv umsetzt. Es ist gleichzeitig insofern sinnvoll, das zu tun, als die Lendenwirbelsäule wohl am anfälligsten für Verletzungen ist und dadurch gestreckt und stabilisiert wird.

Sabine: Hast Du noch einen speziellen Tipp zur Umsetzung, der sich für Dich besonders bewährt hat?

Kati: Beim Ausprobieren hat sich in fast allen Positionen das Nach-Innen-Ziehen des Bauchnabels als hilfreich erwiesen, weil es den unteren Rücken schön lang hält. Bei extremen Vorwärtsbeugen ist die Bewegung des Steißbeins nach unten sehr angenehm, da die Bandscheiben entlastet werden. Und bei Rückbeugen fühlt es sich am besten an die Sitzhöcker weit zu halten.

Sabine: Wow, vielen Dank! Vermutlich fangen die ersten Leser gerade gedanklich schon an, diese Tipps in die Praxis umzusetzen ☺. Von daher nur eine kurze letzte Frage: Was nimmst Du für Dich aus dem MTC mit und wie hilfreich waren die Inhalte für Dich in Deiner eigenen Praxis?

Kati: Mein ganz klares Fazit: Es ist sehr lohnenswert sich ein Zeit lang mit den Bandhaligns® zu beschäftigen. Man  lernt die Wirbelsäule anatomisch sinnvoll zu bewegen, was zugleich zu mehr Stabilität und mehr Leichtigkeit in der Praxis führt. Das Risiko für Verletzungen wird somit minimiert, sodass diese der Lebendigkeit auf dem Yogaweg nicht im Wege stehen.

Sabine: Vielen Dank für das Gespräch, Deine Erfahrungen und die vielen guten Tipps!

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