Systematisch, durch vier Techniken kannst Du in eine vollkommene Einheitserfahrung (saṁprajñāta-samādhi) eintauchen. Schließlich entsteht diese Erfahrung aus sich heraus (asaṁprajñāta-samadhi).

Yoga Sutra 1: Über die vollkommene Einheitserfahrung
vitarkaDvandva-Kompositum
vitarkaSubstantiv Maskulin
hier: grobe Erwägung
vitarkaSubstantiv Maskulin
viPräfixtarkVerbalwurzel
Vermutung, Zweifel
viPräfixhindurch, dazwischen
tarkVerbalwurzelvermuten, nachsinnen
vicāraDvandva-Kompositum
vicāraSubstantiv Maskulin
hier: subtile Erwägung
vicāraSubstantiv Maskulin
viPräfixcarVerbalwurzel
Überlegung, Erwägung
viPräfixhindurch, dazwischen
carVerbalwurzelsich bewegen, bewirken
ānandaDvandva-Kompositum
ānandaSubstantiv Maskulin
hier: grobes Erfahren - z.B. von Wonne
ānandaSubstantiv Maskulin
āPräfixnandVerbalwurzel
Wonne
āPräfixhin zu, nahe bei
nandVerbalwurzelgefallen, sich freuen
asmitāTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
asmitāSubstantiv Feminin
hier: subtiles Erfahren - z.B. des Ich-Seins
asmitāSubstantiv Feminin
asmi1. Person Singular VerbSuffix
Ichbinsein, Selbstsucht
asmi1. Person Singular
asVerbalwurzel
ich bin
asVerbalwurzelsein
SuffixNomen Abstraktum: xy-haft
rūpaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
rūpaSubstantiv Feminin
Form, am Ende eines Kompositums: die Gestalt haben von X
rūpaSubstantiv FemininForm, am Ende eines Kompositums: die Gestalt haben von X
anugamātAblativ Singular
anugamaSubstantiv Maskulin
Abfolge, in Begleitung von X
anugamaSubstantiv Maskulin
anuPräfixgamaSubstantiv Maskulin
Nachgehen, Folgen, Eindringen in Etwas, Erfassen
anuPräfixfolgend, basierend auf
gamaSubstantiv Maskulin
gamVerbalwurzel
Weg, Strecke
gamVerbalwurzelgehen
saṁprajñātaḥNominativ Singular
saṁprajñātaAdjektiv
Bewusste
saṁprajñātaAdjektiv
samPräfixpraPräfixjñātaAdjektiv
Bewusste
samPräfixzusammen, mit, völlig
praPräfixvorwärts, hervor
jñātaAdjektiv
jñāVerbalwurzel
bekannt, gewusst
jñāVerbalwurzelwissen, kennen

Das ruhig werden Deines Geistes in der Meditation geschieht allmählich:

  1. Zunächst kommen oft negative Gedanken und Gefühle auf (vitakra).
  2. Senn diese sich lösen, bleiben subtile Gefühle übrig (vicāra).
  3. Diese verwandeln sich allmählich in ein Gefühl der Wonne (ānanda).
  4. Schließlich bleibt nur noch ein reines "Ich-Bin" Bewusstsein übrig (asmitā).

Dieses tiefer gehen ist ein bewusst wahrnehmbarer Prozess (saṁprajñāta).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Der bewusste [Prozess der tieferwerdenden Meditation] (saṁprajñātaḥ | nom sg) [besteht aus der immer tiefer werdenden] Abfolge von Formen (rūpānugamāt | abl sg)x von:

  1. der groben Erwägung (vitarka | dv),
  2. der subtilen Erwägung (vicāra | dv),
  3. des Erfahrens von Wonne (ānanda | dv) und
  4. des Erfahrens eines "Ich-bin" Zustandes (asmitā | tp gen).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich

x:

In manchen Manuskripten fehlt rūpa. Die Übersetzung ändert sich dadurch nicht wesentlich. Als Ende des Kompositums umfasst es die vier Formen von Saṁprajñāta.

Saṁprajñāta und Sabīja Samādhi

Die vier Stufen der tiefer werdenden Meditation von Saṁprajñāta finden Ihre Entsprechung in den vier Stufen der Wesenskern-Erfahrung von Sabīja Samādhi (YS 1.40-49):

  • Vitarka Saṁprajñāta entspricht Savitarkā Samāpatti (YS 1.42): Versenkung auf ein grobstoffliches Objekt, während Konzepte darüber bestehen bleiben.
  • Vicāra Saṁprajñāta entspricht Savicārā Samāpatti (YS 1.44): Versenkung auf ein feinstoffliches Objekt, während Konzepte darüber bestehen bleiben.
  • Ānanda Saṁprajñāta entspricht Nirvitarkā Samāpatti (YS 1.43): Versenkung auf ein grobstoffliches Objekt, während Konzepte darüber verblasst sind.
  • Asmitā Saṁprajñāta entspricht Nirvicārā Samāpatti (YS 1.45): Versenkung auf ein feinstoffliches Objekt, während Konzepte darüber verblasst sind.


Wenn begleitet von Zweifel, Bedenken, Freude und Egoismus, ist er [der Samâdhi, die Versenkung] ein bewusster (samprajñâta, savîja).

Paul Deussen - 1908


Meditation - (of the kind called) that ‘in which there is distinct recognition’ (arises, in its fourfold shape) from the attendance of (1) ‘argumentation’ (vitarka), (2) ‘Deliberation’ (Vicāra), (3) ‘beatitude’ (Ānanda) and ‘Egoism’ (Asmitā).

James R. Ballantyne - 1852

virāmaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
virāmaSubstantiv Maskulin
Beenden
virāmaSubstantiv Maskulin
viPräfixramVerbalwurzel
Beenden
viPräfixhindurch, dazwischen
ramVerbalwurzelstillstehen, ruhen, bleiben
pratyayaTatpuruṣa-Kompositum Lokativ
pratyayaSubstantiv Maskulin
Überzeugung, Vorstellung, Glaube
pratyayaSubstantiv Maskulin
pratiPräfixiVerbalwurzel
Glaube, feste Überzeugung, Gewissheit, Vorstellung
pratiPräfixzurück, entgegen, gegen {EN: back, opposite, against,
iVerbalwurzelgehen, ausgehen, hingehen
abhyāsaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
abhyāsaSubstantiv Maskulin
beharrliche Übungspraxis
abhyāsaSubstantiv mwiederholterepeated
abhiPräfixāsaSubstantiv Maskulin
Übung, Praxis, Disziplin, Gewohnheit
āsaSubstantiv Maskulin
āsVerbalwurzel
Sitz
āsVerbalwurzelsitzen
pūrvaḥNominativ Singular Maskulin
pūrvaAdjektiv
vorher
pūrvaAdjektivvorher
saṁskāraTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
saṁskāraSubstantiv Maskulin
Vorprägung
saṁskāraSubstantiv Maskulin
samPräfixkāraSubstantiv Maskulin
Zubereitung, Eindruck, Anlage des Geistes
samPräfixzusammen, mit
kāraSubstantiv Maskulin
kr̥Verbalwurzel
Tat, Handlung
kr̥Verbalwurzeletwas machen, vollbringen, ausführen
śeṣaḥNominativ Singular
śeṣaSubstantiv Maskulin
Ende
śeṣaSubstantiv Maskulin
śiṣVerbalwurzel
Rest, Übriges
śiṣVerbalwurzelübrig lassen/bleiben
anyaḥNominativ Singular Maskulin
anyaAdjektiv
der andere
anyaAdjektivder andere

Beharrliche Übungspraxis (abhyāsa) auf die klarste Versenkung der vorherigen vier Stufen der tiefer werdenden Meditation (virāma-pratyaya) führt schließlich zur Auflösung selbst der "Ich-Bin" Erfahrung (saṁskāra-śeṣa). So tauchst Du ein in den anderen, mit Worten nicht zu fassenden, Zustand ein (asaṁprajñata) - der Wesenskern Erfahrung (samādhi).

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer


Eine andere [dimension von Erfahrung in der Meditation (asaṁprajñata)] (anyaḥ | nom sg) [ist] das Ende von Vorprägungen (saṁskāra-śeṣaḥ | nom sg). [Ihr geht eine] beharrliche Übungspraxis in der Überzeugung auf ein Beenden [der Tätigkeiten (vr̥tti) im inneren Wahrnehmungsraum (citta)] voraus (virāma-pratyayābhyāsa-pūrvaḥ | nom sg).

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich

Asaṁprajñāta und Nirbīja Samādhi

Die fünfte Stufe der Meditation, Asaṁprajñāta finden Ihre Entsprechung in der fünften Stufe der Wesenskern-Erfahrung von Sabīja Samādhi (YS 1.47-51).


Der andere hingegen (der unbewußte, asamprajñâta, nirvîja Samâdhi), welcher die Übung in dem Vorstellen der Beruhigung zur Voraussetzung hat, hat die Charaktereigenschaften (saṃskâra = vâsanâ = karmâçaya) als Rückstand [von sich abgestreift].

Paul Deussen - 1908


The one (kind of meditation just described) is preceded by the exercise of thought in the shape of repose; the other (independent of any fresh antecedent) is the shape of the self-reproduction (of thought, after the departure of all objects).

James R. Ballantyne - 1852

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