"Ein andres ist das Bessere, und ein andres
Das Liebere, die, verschiednen Ziels, euch fesseln;
Wer sich das Bessere wählt, dem ist's zum Heile,
Des Zwecks geht, wer das Liebere wählt, verlustig; #PD
Das Bessere und das Liebere naht dem Menschen;
Umwandelnd beide, scheidet sie der Weise;
Das Bessere zieht der Weise vor dem Liebern,
Erwerbend, wahrend, wählt der Tor das Lieb're #PD
Du hast die holden, scheinbar holden Lüste
Erwägend, Naciketas, abgewiesen;
Nicht hat gefesselt dich des Reichtums Kette,
In die verstrickt so viele untersinken. #PD
Ja, weit verschieden und entgegenstehend
Ist, was genannt wird Wissen und Nichtwissen;
Nach Wissen seh' ich Naciketas trachten,
Der Lüste Heerschar hat dich nicht zerrüttet. #PD
In des Nichtwissens Tiefe hin sich windend,
Sich selbst als Weise, als Gelehrte wähnend,
So laufen ziellos hin und her die Toren,
Wie Blinde, die ein selbst auch Blinder anführt. #PD
Das Sterbenmüssen geht nicht ein dem Toren,
Dem Taumelnden, durch Reichtums Blendung Blinden;
«Dies ist die Welt, kein Jenseits gibt's!» so wähnend
Verfällt er immer wieder meiner Herrschaft. #PD
Von dem auch zu hören, vielen nicht beschieden.
Den viele, von ihm hörend, nicht begriffen,
– Ein Wunder, wer ihn lehrt, kundig, wer ihn auffaßt,
Ein Wunder, wer ihn kennt, belehrt von Kund'gen. #PD
Nicht, wenn verkündigt von gemeinen Menschen,
Ist leicht er faßbar, selbst bei vielem Sinnen;
Und ohne Lehrer ist hier gar kein Zugang:
Zu tief ist er für eignes tiefes Denken. #PD
Nicht ist, durch Grübeln dieser Sinn zu fassen,
Doch faßbar wohl, wenn einer dir ihn lehrt, Freund;
Dir ward er jetzt, denn treu war dein Beharren;
Ja, solche Frager wünschen wir, wie du bist! #PD
Ich weiß etwas, Schatz heißt es, doch vergänglich;
Das Wechselnde kann Bleibendes nicht wirken. #PD
Darum baut' ich das Nâciketa-Feuer;
Nichtew'gen Stoffs erschloß es mir das Ew'ge. #PD
Was Wunschvollendung, was der Welten Grund ist,
Des Werks Unendlichkeit, das Rettungsufer,
Des Ruhmes Großheit, Weitverbreitung, Gründung,
Da (sahst und) hast mit Festigkeit, sie abgewiesen. #PD
Den schwer zu schauenden, geheimnisvollen,
Den in der Höhle tief versteckten Alten,
Wer den durch Hingebung (yoga) im eignen Innern
Als Gott erfaßt, läßt Lust und Leid dahinten. #PD
Der Sterbliche, der dies vernahm und faßte,
Abtat was äußerlich (dharmyam), ergriff das Feine,
Der wird sein froh; ja, er besitzt was froh macht!
Naciketas ist als Wohnung ihm bereitet. #PD
Was frei von Gutem und Bösem,
Frei von Geschehn und Nichtgeschehn,
Frei von Vergangnem und Künft'gem –
Was du als solches siehst, – sag' an! –
(Naciketas schweigt.) #PD
Das Wort, das alle Veden uns verkünden,
Das sich in jeglicher Kasteiung ausdrückt,
Um das in Brahmanschülerschaft sie leben,
Dies Wort vernimm in einem Inbegriffe: #PD
Om! so lautet es.
Ja, diese Silbe ist Brahman,
Diese Silbe das Höchste ist;
Wer dieser Silbe ist kundig,
Was er wünschen mag, fällt ihm zu. #PD
Dies ist der Stützen vornehmste,
Diese Stütze die höchste ist;
Wer dieser Stütze ist kundig,
Lebt selig in der Brahmanwelt. #PD
Nicht wird geboren und nicht stirbt der Seher,
Stammt nicht von jemand, wird auch nicht zu jemand.
Von ewig her, bleibt ewig er der Alte,
Wird nicht getötet, wenn den Leib man tötet. #PD
Wer, tötend, glaubt, daß er töte,
Wer, getötet, zu sterben glaubt,
Irr gehen dieser wie jener:
Der stirbt nicht, und der tötet nicht! #PD
Des Kleinen Kleinstes
und des Großen Größtes (Chând.3,14,3),
Wohnt er als Selbst hier dem Geschöpf im Herzen;
Frei von Verlangen schaut man, fern von Kummer,
Gestillten Sinnendrangs des Atman Herrlichkeit. #PD
Er sitzt und wandert doch fernhin,
Er liegt und schweift doch allerwärts,
Des Gottes Hin- und Her-Wogen,
Wer verstände es außer mir? #PD
In den Leibern den Leiblosen,
Im Unsteten den Stetigen,
Den Atman, groß, alldurchdringend,
Schaut der Weise und grämt sich nicht. #PD
Nicht durch Belehrung wird erlangt der Atman,
Nicht durch Verstand und viele Schriftgelehrtheit;
Nur wen er wählt, von dem wird er begriffen:
Ihm macht der Atman offenbar sein Wesen. #PD
Nicht wer von Frevel nicht abläßt,
Unruhig, ungesammelt ist,
Nicht, dessen Herz noch nicht stille,
Kann durch Forschen erlangen ihn. #PD
Er, der Brahmanen und Krieger
Beide aufzehrt, als wär' es Brot,
Eingetaucht in des Tod's Brühe, –
Wer, der ein solcher (Vers 24), fände ihn? #PD