Die Wurzel hoch, die Zweig' abwärts
Steht jener ew'ge Feigenbaum;
Das ist das Reine, ist Brahman,
Das heißet das Unsterbliche;
In ihm die Welten all ruhen,
Ihn überschreitet keiner je (6,8).
Wahrlich, dieses ist das! #PD
Alles was ist, das Weltganze,
Lebt im Prâna, dem es entsprang;
Ein großer Schreck ist's,
ein gezückter Blitzstrahl,
Unsterblich werden solche,
die es wissen. #PD
Aus Furcht vor ihm brennt das Feuer,
Aus Furcht vor ihm die Sonne brennt,
Aus Furcht vor ihm eilt hin Indra
Und Vâyu und der Tod zu fünft. #PD
Wer zur Erkenntnis aufwachte
Hienieden vor des Leibs Zerfall,
Dem ist in Schöpfungen, Welten
Es dienlich zur Verkörperung. #PD
Wie im Spiegel, so in der Leiblichkeit;
Wie im Traume, so in der Väterwelt;
Wie er im Wasser ganz erscheint, so in der Gandharvawelt;
Wie im Schatten und Licht, so in der Brahmanwelt. #PD
Der Sinne Einzelwahrnehmung,
Ihr Auftauchen und Untergehn
Und ihr gesondert Auftreten
Kennt der Weise und grämt sich nicht. #PD
Höher als Sinne steht Manas,
Höher als Manas Sattvam steht,
Höher als dies das «große Selbst»,
Über diesem Avyaktam steht. #PD
Dies überragt der Purusha,
Alldurchdringend and merkmallos,
Wer ihn erkannt, erlöst wird er
Und geht ein zur Unsterblichkeit. #PD
Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben,
Nicht sieht ihn irgendwer mit seinem Auge;
Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet, –
Unsterblich werden, die ihn also kennen. #PD
Erst wenn gelangt zum Stillstande
Mit den fünf Sinnen Manas ist,
Und unbeweglich steht Buddhi,
Das nennen sie den höchsten Gang. #PD
Das ist es, was man nennt Yoga,
Der Sinne starke Fesselung,
Doch ist man nicht dabei lässig:
Yoga ist Schöpfung und Vorgang; #PD
Nicht durch Reden, nicht durch Denken,
Nicht durch Sehen erfaßt man ihn:
«Er ist!» durch dieses Wort wird er
Und nicht auf andre Art erfaßt. #PD
«Er ist!» so ist er auffaßbar,
Sofern er beider Wesen ist,
«Er ist!» wer so ihn auffaßte,
Dem wird klar seine Wesenheit. #PD
Wenn alle Leidenschaft schwindet,
Die nistet in des Menschen Herz,
Dann wird, wer sterblich, unsterblich,
Hier schon erlangt das Brahman er. #PD
Wenn alle Knoten sich spalten,
Die umstricken das Menschenherz,
Dann wird, wer sterblich, unsterblich. –
So weit erstreckt die Lehre sich. #PD
Hundert und eine sind des Herzens Adern,
Von diesen leitet eine nach dem Haupte:
Auf ihr steigt auf, wer zur Unsterblichkeit geht.
Nach allen Seiten Ausgang sind die andern. #PD
Der Purusha, zollhoch, als innre Seele
Ist stets zu finden in der Geschöpfe Herzen.
Den ziehe aus dem Leibe man –
wie den Halm aus dem Schilfe – besonnen,
Den wisse man als Reines, als unsterblich, –
den wisse man als Reines, als unsterblich. #PD
Vom Tod empfangen habend, Nâciketa,
Dies Wissen und die ganze Yoga-Vorschrift,
Fand Brahman und ward sündlos und unsterblich.
Und so, wer dies erfuhr am eignen Selbste. #PD