Eine Berührung sagt mehr als tausend Worte
Manchmal sagt eine Berührung mehr als tausend Worte:
- Du kannst einem Schüler sehr einfach vermitteln in welche Richtung die Bewegung geht.
- Du bewahrst die Stille im Raum und lenkst so andere Übende nicht ab.
Mit folgenden Leitlinien kannst Du lernen sichere und effektive Hilfestellungen zu geben.
Klare Intention
Sei Dir bewusst mit welcher Zielsetzung Du die jeweilige Hilfestellung gibst. Deine Intention muss stets ganz klar sein. Die Hilfestellung soll stets einen Zweck haben. Berühre nicht einfach zufällig ("In die Position streicheln").
Begründung
Berührungen können auch irritierend oder intim sein. Deine Klarheit verhindert Missverständnisse. Wenn Du bemerkst, dass der Übende sich irritiert fühlt, bleibe ganz bewusst unmissverständlich und auf einer größeren Distanz. Hilfestellungen für unbekannte Schüler immer mit bewusst größerer Distanz.
Mitschwingender Rhythmus
Beobachte den Übenden bevor Du ihn berührst. Klinke Dich ein in dessen Atem und Bewegungsrhythmus.
- Atme im gleichen Rhythmus mit dem Übenden mit. Dabei kannst Du dem Übenden helfen den Rhythmus zu harmonisieren.
- Gehe mit der Bewegung des Übenden mit. So wie er sich bewegt, folge ihm.
Begründung
Die Berührung soll harmonisch mit dem Übenden im Einklang sein. Es soll kein reines mechanisches Schieben oder Ziehen werden.
Hörend begleitender Kontakt
Baue langsam und bewusst einen Kontakt zum Übenden. Die erste Berührung soll dabei "hören". Du spürst also den Atem, die Spannung, die Form und die Energie des Übenden. Wenn Du den Kontakt einmal aufgebaut hast, halte den Kontakt zum Übenden mit mindestens einem Körperteil für die ganze Zeit der Hilfestellung. Besonders anspruchsvoll ist es wenn Du Deine Hilfestellung anpasst und umgreifst, oder der Übende sich bewegt. Wenn Deine Hilfestellung abgeschlossen ist, löse Deinen Kontakt bewusst wieder.
In Stichworten:
- beim Kontaktaufnehmen "höre" zuerst mit der Hand, bevor Du führst
- beim Umgreifen oder Bewegungen bleibe mit einem Körperteil in Kontakt mit dem Übenden
- forme Dich mit der Hand oder einem anderen Kontakt dem Übenden an ("Perfect Fit")
In der Praxis wird eine Hilfestellung meist 5 bis 10 Atemzüge lang sein. Meist bleibt der Übende dabei in einer Position oder wechselt höchstens mal die Seite. Zu Übungszwecken führen wir im Rahmen der Advanced Ausbildung und von MTC's längere Hilfestellungen (z.B. über 10 Minuten) aus. Hierbei bewegt sich der Übende durch viele Positionen. Wenn es gelingt hierbei diesen hörenden Kontakt zu halten gelingt es in unseren Yogastunden zu Hause mit Leichtigkeit. Es ist zudem ein für alle immer wieder überraschendes Phänomen, wie gut es sich anfühlt von einem guten (!) Lehrer so lange persönlich in der Praxis unterstützt zu werden.
Begründung
Ein konstanter Kontakt gibt dem Übenden Sicherheit. Er weiß, der Lehrer ist da. Daher gehört es zu den ersten Techniken, die man in fast jeder Massage Technik lernt: "Verliere niemals den Kontakt!"
Nun soll unser Griff sich dem Übenden weich anpassen und ihn harmonisch in die beabsichtigte Intension führen.
- Ist der Griff zu hart, so kann er verletzen.
- Ist er zu spitz, so kann er blaue Flecken erzeugen.
- Sind wir zu zaghaft, so kann er missverständlich oder kitzelnd sein.
- Haben wir keinen Tiefenkontakt so kann es auf der Haut zu unangenehmem Spannungsgefühl kommen.
Sichere Balance
Sobald wir in die Praxis des Übenden durch eine Berührung eingreifen, greifen wir auch in seine Balance ein. Daher beobachte die Balance des Übenden und stütze diese:
- Vor allem die Phasen der Kontaktaufnahme und des Kontaktlösens sind entscheidend und herausfordernd.
- Baue den Kontakt möglichst von beiden Seiten des Schwerpunkts gleichzeitig auf und löse ihn auch wieder gleichzeitig.
- Du kannst den Übenden auch an Dir anlehnen lassen. So hilft Dir die Schwerkraft.
Begründung
Nichts verunsichert den Übenden mehr als das Gefühl vom Lehrer umgeworfen zu werden. Gerade bei Bewegungen erfordert es viel Übung, die Balance durch die Hilfestellung zu stabilisieren.
Eigene Ergonomie
Achte beim Geben einer Hilfestellung auch auf Dich selbst. Nur wenn Du dich komfortabel fühlst, kannst Du dem Übenden die nötige Ruhe und Sicherheit geben:
- Nutze Dein eigenes Körpergewicht und das des Übenden.
- Bleibe entspannt.
- Lange Arme beim Ziehen oder Drücken helfen oft. Das eignet sich, wenn Du weiter weg stehst.
- Lehne Dich mit Deinem Körpergewicht auch mal am Übenden bewusst an. Das eignet sich, wenn Du in dichtem Kontakt stehst.
Begründung
Du kannst dem Übenden nur helfen, wenn Du selbst auf Dich achtest. Stehst Du ungünstig, so überträgt sich Deine Anspannung sofort auf den Übenden.
Zudem möchtest Du als Yogalehrender auch am nächsten Tag den Übenden noch helfen können. Anfänger vergessen beim Unterrichten oft auf den eigenen Körper zu achten. Nach der Stunde schmerzt dann der eigene Rücken oft tagelang. Das muss nicht sein. Denn mit einem ergonomischen Einsatz des eigenen Körpers, wird das Geben von Hilfestellungen zu einer mühelosen, sehr angenehmen und sogar gesunden körperlichen Bewegung. Du fühlst Dich am Ende der Stunde, fast so als hättest Du selbst geübt.
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