Visarga heißt wörtlich so viel wie "Aussenden" oder "Entlassen". Es bildet einen dem Vokal angehängten Nachklang. Es kann als ein Allophon von r, s oder h verstanden werden und wird je nach Kontext und Aussprache-Schule variabel zwischen diesen Lauten ausgesprochen.

Sanskrit Aussprache

Der Visarga wird je nach Kontext als Frikativ mit unterschiedlichem Phonationsort ausgesprochen. Er wird daher oft als Platzhalter aller frikativer Laute bezeichnet.

Die typische Aussprache kann wie folgt erklärt werden:

Am Satz-Ende

Am Satz-Ende wird der Visarga als gutturaler Hauch ausgesprochen.

Auch gebräuchlich ist ein schwaches Echo hinter dem Vokal:

  • Tendentiell haben kurze Vokale ein längeres Echo.
  • Tendentiell haben lange Vokale ein kürzeres Echo.
  • Bei den Umlauten ai und au hallt nur der zweite Umlaut-Bestandteil wider.

Dieses Echo stört jedoch bei metrischen Texten. Daher versuchen wir den Visarga am Satzende durchgehend als gutturalen Hauch auszusprechen.

Beispiele:

  • namaḥ (Gruß) wird gesprochen wie nama-h, oder (nicht empfohlen) in der Echo Variante:  nama-hā.
  • goḥ (Kuh) wird gesprochen wie go-h, oder (nicht empfohlen) in der Echo Variante:  go-ho .
  • āśayaiḥ (Überbleibsel) wird gesprochen wie āśayai-h, oder (nicht empfohlen) in der Echo Variante:  āśayi-hi.

Jihvāmūlīya vor stimmlosen gutturalen Lauten (k, kh)

Folgt ein stimmloser gutturaler Laut (k bzw. kh) wird das Visarga als schwach hörbarer kehliger Hauch, als sogenannter Jihvāmūlīya ausgesprochen. Wir können uns mit einem deutschen ch diesem Laut annähern. (Merke: Da-ch-Kater)

Beispiele:

  • duḥkha (Leid) wird ausgesprochen wie du-ch-kha.

Upadhmānīya vor stimmlosen labialen Lauten (p, ph)

Folgt ein stimmloser labialer Laut (p bzw. ph) wird das Visarga als schwach hörbarer labialer Hauch, als sogenannter Upadhmānīya ausgesprochen. Wir können uns mit einem deutschen fh bzw ph diesem Laut annähern. (Merke: Dor-f-Platz)

Beispiele:

  • vṛttayaḥ pañcatayyaḥ (Fünferlei Wellen) wird ausgesprochen wie vṛttaya-fh-pañcatayya- .

Ūṣman vor Frikativen (ś, ṣ bzw. s)

Folgt ein Frikativ (ś, ṣ bzw. s) gleicht sich das Visarga dem nachfolgenden Frikativ, als sogenannter Ūṣman, an.

Beispiele:

  • śantiḥ śantiḥ śantiḥ (Friede, Friede, Friede) wird ausgesprochen wie śanti-ś-śanti-ś-śanti-hi .
  • niḥ-śreyase (völliges Wohlergehen) wird ausgesprochen wie ni-ś-śreyase.

(Wobei die beiden Frikative zu einem längeren Frikativ zusammen gezogen werden.)

Weitere Kombinationen lösen sich im Sandhi auf

Weitere Kombinationen sollte es nach Anwendung der Sandhi-Regeln nicht geben.