Mythologie: Diese Haltung ist nach Matsyendranātha benannt (oft verkürzt: Matsyendra). Er ist eine legendäre Gestalt der Nātha-Tradition und damit der frühen Haṭhayoga-Überlieferung. Eine bekannte Erzählung berichtet, dass Śiva seiner Gefährtin Pārvatī geheime Yoga-Lehren gab – und Matsyendranātha sie unbemerkt als Fisch mithörte. Durch die kraftvollen Yogatechniken wurde er vom Fisch zum Menschen und trug die Techniken später in die Welt. Das passt zur Symbolik der Drehung: Du „wendest“ Dich nach innen, komprimierst und klärst – und kommst anschließend aufgerichteter und freier wieder heraus.
Im traditionellen Count: Beginne direkt aus dem Halt des “Nach unten blickenden Hundes” der vorherigen Bewegungsfolge.
Vinyāsa 7 – Einatmung, Ausatmung, Einatmung:
Stoße Dich einatmend aus dem “Nach unten blickenden Hund” ab. Gleite so nach vorne oben in eine Balance auf den Händen. Halte Deine Beine während der Ausatmung fest zusammen und ziehe sie gestreckt zwischen den Armen nach vorne durch. Atme schließlich in einem Langsitz mit gestreckten Beinen ein.
Vinyāsa 8 – Ausatmung, Einatmung, 5 Atemzüge:
Falte ausatmend Dein linkes Bein in einen halben Lotus und platziere Deinen rechten Fuß auf der Außenseite des linken Knies. Atme ein, drehe Dich nach rechts und greife mit Deiner linken Hand Deinen rechten Fuß. Mit Deiner rechten Hand greife hinter dem Rücken und finde Halt in der linken Leiste. Verbleibe hier bis zur fünften Einatmung. Mit der fünften Ausatmung entfalte Deine Beine und setze Deine Hände auf dem Boden ab.
Tipp: Berühre mit der Ferse des linken Beines zunächst Deinen Bauchnabel, bevor Du den Fuß in den Lotus ablegst. So kannst Du Deinen Fuß weit oben in der Leiste platzieren. Die Bewegung des rechten Beines erzeugt dann keinen zusätzlichen Hebel auf Dein linkes Kniegelenk. Drücke nun mit dem linken Fußrücken von innen gegen den rechten Oberschenkelansatz. So stabilisierst Du einerseits Dein linkes Kniegelenk. Andererseits entsteht Raum im rechten Hüftgelenk für die Bewegung.
Vinyāsa 9 bis 12:
Folge dem Dir bereits bekannten Bewegungsfluss bis zu einem Halt im “Nach unten Blickenden Hund”.
Vinyāsa 13–14:
Wiederhole den Bewegungsablauf aus Vinyāsa 7–8 auf der linken Seite.
Vinyāsa 15 bis 18:
Folge dem Dir bereits bekannten Bewegungsfluss bis zu einem Halt im “Nach unten Blickenden Hund”.
Im traditionellen Count: Wechsele hier direkt weiter in den Bewegungsfluss der nächsten Haltung.
Wirkung: Pūrṇa Matsyendrāsana ist eine tiefe Rotation, die vor allem Brustwirbelsäule und Rippen mobilisiert und gleichzeitig Hüfte/Gesäß stabil arbeiten lässt. Gut angeleitet verbessert sie Rotationsfähigkeit, Aufrichtung und Atemraum – schlecht ausgeführt wird sie schnell zur „Zerrung aus dem unteren Rücken“, also: Rotation primär aus dem Brustkorb, Becken stabil.
Fotograf: Richard Pilnick - www.richardpilnick.com
Dr. Ronald Steiner
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