Ein Abschluss und ein Ende, mit dem wieder so vieles beginnt – die TRIKA6-Ausbildungsrunde geht zu Ende
Teilnehmerin und erfolgreiche Absolventin Beate Troger berichtet über ihre Erfahrungen und das finale Wochenende der Ausbildung.
Praxistagebuch. Energiekreise. Patañjali. Mehr als 1500 Tage sind seit dem ersten Ausbildungswochende in München vergangen. Am Ende der vierjährigen BDY/AYI® Yogalehrausbildung aufbauend auf der AYInnovation® Methode kommen nun 14 Yogis, zwei Lehrer, eine Prüferin und ein Koch zur Abschlussprüfung zusammen.
Wir stehen im Kreis, halten uns an den Händen und singen gemeinsam ein OM. Es ist die letzte Prüfungsstunde, an unserem letzten Ausbildungs-Wochenende. Der Boden scheint zu schweben. Mein Herz klopft. Warme Tränenflüssigkeit steigt in meinen Augen auf. Ich spüre den starken Händedruck meiner Kollegin neben mir. Bei aller Intensität, es will mir einfach nicht gelingen, die Situation vollkommen zu realisieren.
Die Ausbildung
Das Ziel der Ausbildung ist die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten des Hatha Yoga auf körperlicher, psychischer, philosophischer und spiritueller Ebene sowie die Befähigung zur Lehrtätigkeit. Die Ausbildung selbst ist in der Tradition des Ashtanga Yoga. Sie wurde in einem bewährten Team von Anna Trökes, Buchautorin mit über 30 Jahren Lehrerfahrung im Yoga, und Dr. Ronald Steiner, Arzt und erfahrener Ashtanga Yoga Praktizierender, geleitet. Schwerpunkte der Ausbildung sind unter anderem:
- genaue Kenntnisse und Erfahrung der funktionellen Anatomie und Physiologie
- detaillierte Auseinandersetzung mit der Tradition und den relevanten Quelltexten, insbesondere des Yoga Sutra und der Hatha-Yoga-Texte
- Techniken des Unterrichtens mit genauem Alignment, effektivem und sicherem Adjustment
Rückblick
Mehr als vier Jahre lang haben uns unsere Lehrer Anna Trökes und Ronald Steiner durch die Ausbildung begleitet. Es waren vier Jahre, deren Zeitspanne zu Beginn so einschüchternd lange wirkte, letztlich aber unglaublich schnell verflogen ist. Und nun sind wir an diesem Mai-Wochenende 2016 mit unserer Prüferin Antje Bischoff tatsächlich zum letzten Mal hier im Seminarhof Lamplstätt bei Wasserburg am Inn zusammengekommen – nicht nur, um unser Wissen über Yoga zu vertiefen, um zu praktizieren, zu meditieren, zu reflektieren. Sondern vor allem, um wirklich Yoga zu leben, uns tief mit uns selbst und den anderen Yogis zu verbinden.
Die Prüfungsstunde ist für jede/n von uns eine herausfordernde Situation, der wir uns ganz bewusst stellen. In der wir so vieles davon anwenden, womit wir uns in den vergangenen Jahren auseinandergesetzt haben. Und dabei geht es nicht nur um anatomisches Fachwissen, philosophische Hintergründe, die Didaktik von AYInnovation® oder einfühlsame und dennoch präzise Unterrichtsrhetorik – sondern vor allem darum, sich der Essenz des Yoga in jeder Hinsicht noch einmal bewusst zu werden, gerade in der nicht ganz alltäglichen Prüfungssituation.
Wie atme ich? Warum agiere oder reagiere ich so, wie ich es eben tue? Was sagt mir meine innere Stimme, mein Herz, meine Ratio, und warum hört der innere Dialog zwischen Engelchen und Teufelchen nie auf? Warum bin ich eigentlich hier und warum habe ich diese Ausbildung auf mich genommen? Und warum, verd**** vernehme ich so etwas wie Riesenangst vor dem Prüfungsgespräch?
Die finale Prüfung zum Abschluss
Oh ja, die Prüfung fordert jede/n von uns ganz individuell heraus. Und obwohl wir während den Ausbildungswochenenden immer wieder gehört hatten, beim Yoga komme es nicht auf das Ernten von Früchten für unsere Handlungen drauf an, eines steht fest: Für all die Mühen, die wir in diese Ausbildung gesteckt haben, lange Anreisen, hochkomplexe Organisationsarbeit, um die Termine zwischen Job und Familie zu schaukeln, die geistige und kreative Schaffenskraft, die wir für die Abschlussarbeit und die Prüfungsstunde aufgebracht haben, dafür bekamen wir alle ein wunderschönes und wertvolles Dankeschön zurück: 13 Prüfungsstunden unserer Kolleginnen und Kollegen miterleben, ja sogar genießen zu dürfen. Und jede einzelne Einheit ist ein ganz wertvolles Geschenk: ein wohlüberlegtes und tief ausgearbeitetes Thema, liebevoll verpackt in inspirierende Worte, garniert mit herausfordernden Asanas, gestärkt von Atemübungen und durchdrungen von ganz viel wohltuender Energie.
Aṣṭāṅga Yoga – immer nur das gleiche?
Und das gerade im Aṣṭāṅga Yoga. Ja,Aṣṭāṅga Yoga. Das ist doch der Yoga mit der Serie, wo man immer dasselbe übt? Wo kein Lehrer ansagt, welche Position als nächstes kommt? Und praktiziert wird wirklich jeden Tag? Ich und viele andere Aṣṭāṅga Yoga-Lehrer sehen uns ja immer wieder konfrontiert mit diesen weit verbreiteten Annahmen oder gar ganz krassen Vorurteilen über unseren Yogastil, einen Yogaweg, der polarisiert und den man wohl nur zu 100 Prozent lieben oder verachten kann. Ich bin einfach nur dankbar und glücklich, dass unser Lehrer Ronald Steiner mit der Entwicklung von AYInnovation®, aufbauend auf der alten Tradition und dicht gespickt mit modernem medizinischen Fachwissen, einen Weg kreiert hat, der uns Freiheit schenkt statt einzuengen, der Kreativität zulässt statt Dogmen zu predigen und in den die vielen Facetten des Yogas einfließen dürfen, anstatt ausgegrenzt zu werden.
Ein fester Rahmen mit individuellem Gestaltungsraum
Und basierend auf dieser Offenheit gestalteten alle Yogis und Yoginis unserer Ausbildungsgruppe die Prüfungsstunde mit einem breiten Spektrum an Themen und Schwerpunkten. Wir alle, inklusive der Männer, versetzten uns in die Rolle von schwangeren Aṣṭāṅga, übten mit der Haltung von Königinnen und Königen, öffneten unser Herz weit, gaben uns ganz dem Moment von „atha“ und dem ersten Yoga Sūtra nach Patañjali hin, setzten unseren Fuß mal ganz neu auf. Wir praktizierten Full Vinyāsa, genossen kumbhaka, wackelten und balancierten auf Mattenrollen, konzentrierten uns auf dṛṣṭi, breiteten unsere Arme wie ein Adler breit auf, nahmen Atempausen bewusster wahr. Wir tönten OM und sangen unser Mantra und übten schließlich unzählige Male das Asana des Wochenendes: Utthita Hasta Pādānguṣṭhāsana, eine multifunktionale Position, die zu beinahe jedem Fokus zu passen scheint.
Gelebte Authentizität statt starrer Konformität
Erfüllt von Dankbarkeit für jede einzelne Stunde bin ich nach wie vor beeindruckt, wie auf der großen Klaviatur des Yoga zum Abschluss noch einmal alle Register gezogen wurden. Ich fühlte mich von den Stunden meiner Mit-Yogis auf so vielen Ebenen tief berührt: emotional, mental, physiologisch, psychologisch, energetisch. Die Stunden in ihrer Gesamtheit zeigten auf, dass Aṣṭāṅga Yoga, gerade nach der AYInnovation® Methode, so viel mehr ist, als einfach nur die Serie abzuspulen. Jede/r unterrichtete vor allem authentisch: aufbauend auf dem Wissen und den Erfahrungen, die uns unsere Lehrer anvertraut haben, wurde ein Schwerpunkt mit starkem persönlichen Bezug ausgewählt und auch die eigenen Ecken und Kanten preisgegeben. Meine lieben Kollegen nahm ich in dieser einzigartigen Reise durch die große weite Welt des Yoga überaus kompetent, vor allem aber authentisch wahr.
Die allerletzte gemeinsame Stunde
Und jetzt, nach Sebis Stunde zum Themadṛṣṭi, nach einem letzten gemeinsamen Brunch, ist alles vorbei. Die Ausbildung, die Prüfung, ein sehr wert-voller Lebensabschnitt. Wir haben mit unseren Lehrern Ronald Steiner und Anna Trökes sowie unseren Gastdozenten Ebi Bärr und Thomas Bannenberg nahezu alle Aspekte des Yoga erkundet,hunderte Stunden gemeinsam praktiziert, aber auch kontrovers diskutiert. Wir haben so vieles gelernt und erfahren, was sich gar nicht in Worte fassen lässt, über uns selbst, das Leben, unsere Körper. Und auch wenn unsere Gruppe über die Zeit auf mehr als die Hälfte zusammenschrumpfte, nach innen ist jede/r von uns enorm gewachsen – für die Abschlussprüfung oft noch über sich selbst hinausgewachsen. Wir haben gesungen und getanzt, geweint und gelacht. Wir teilten Freud und Leid miteinander, Yogisches und Unyogisches und gingen gemeinsam durch die Höhen und Tiefen von allem, was das Leben so mit sich bringt.
Abschluss und Neubeginn
Wir spazierten an diesem Wochenende zum letzten Mal über die weitläufigen Wiesen und Wälder in Lamplstätt und schauten ein letztes Mal bis in die späten Abendstunden den Sternschnuppen zu. Oh ja, etwas Großes ist jetzt vorüber, und bei aller Sentimentalität fühlt es sich doch einfach gut, stimmig und richtig an. Auch wenn die vier Jahre unserer BDY- und AYI-Ausbildung nun vorüber sind, stellt auch der Abschluss für viele von uns einen Neubeginn dar. Wir geben das Gelernte und Erfahrene weiter, aus der Saat darf Neues sprießen. Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung, sagen wir nicht nur im Yoga so oft. Egal, wo uns das Leben und der Yoga hinführen wird – AYInnovation®, unsere Gruppe wird immer ein fixer Ankerpunkt für uns sein und uns auch für die Zukunft verbinden.
Ein Dankeschön
Zum Abschluss rezitiere ich einfach noch einmal meines Lieblingsmantren: Danke! Danke an unsere Lehrer: liebe Anna, lieber Ron, lieber Ebi. Danke an unsere Gaumenverwöhner: liebe Heather, lieber Flippo, lieber Franz. Danke lieber Matthias, lieber Ralph. Danke all die lieben Mityogis, die mich auf meinem Yogaweg ein bedeutsames Stück begleitet haben. In Gedanken umarme ich euch ganz fest, jede/n einzelne/n. Und ein weiteres riesiges Dankeschön richte ich auch an meine geliebte Familie, ohne deren Rückhalt und Unterstützung ich all diese wunderbaren Erfahrungen nicht hätte sammeln können.
Ronald:
Über vier Jahre ist mir jeder einzelne der Teilnehmer sehr ans Herz gewachsen. Ich habe meinen ganzen Enthusiasmus für Yoga geteilt, habe meine Techniken und Erfahrungen vermittelt. Zum Abschluss ist es einfach toll zu sehen wie ein neuer AYI® Advanced Lehrer in seiner Vorstellstunde so richtig zeigt was er drauf hat.
Ich muss zugeben, ich zittere immer bei den Prüfungswochenenden auch ganz schön mit. Aber in dieser Ausbildungsgruppe hat mich jeder einzelne wirklich tief beeindruckt. Das waren unfassbar schöne Abschluss-Yogastunden, die ich erleben durfte.