Vermischung (saṁkāraḥ | nom sg) [entsteht] aus der gegenseitigen fälschlichen Übertragung (itaretarādhyāsāt | abl sg) von Wort, Bezeichnung und Aussehen (śabdārta-pratyayānam | nom pl)a. Durch Meditation auf die Trennung dieser (tat-pravibhāga-saṁyamāt | abl sg) [entsteht] Verständnis der Ausdrucksform aller Wesen (sarva-bhūta-ruta-jñānam | nom sg).
Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich
a: | Saussure (Sprachwissenschafter) - Signifikat (Das bezeichnete Ding) und Signifikant (Wort) sind voneinander getrennt / verschieden. Ein Wort eröffnet verschiedene Vorstellungsräume je nach Kultur, Sprache, … |
Wie wir ein Objekt oder eine Situation bezeichnen (śabda), richtet unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Aspekt dieses Objektes oder dieser Situation (pratyaya). Daraus leitet sich die Bedeutung ab, die dieses Objekt oder Situation für uns bekommt (artha). Durch eine andere Bezeichnung kann also das gleiche Objekt oder Situation ganz anders wahrgenommen werden und anders seine Wirkung entfalten.
Doch im Grunde sind diese drei Ebenen (Bezeichnung, Zweck und Wahrnehmung) getrennt voneinander. Kannst Du verschiedene Wahrnehmungen einnehmen, so siehst Du auch verschiedene Einsatzmöglichkeiten und verstehst verschiedene Bezeichnungen dieses Objektes. So erst wird Verständigung mit Menschen einer anderen Sichtweise oder eines anderen Kulturkreises möglich.
Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer
Indem man bei der Erkenntnis von Worten und Begriffen eines auf ein anderes überträgt, entsteht eine Vermengung; indem man bei ihrer Unterscheidung die Allzucht anwendet, erfolgt das Verstehen der Stimmen aller Tiere.
Paul Deussen - 1908
A confusedness of Śabda (an uttered sound or a word). Artha i.e., class, quality, action etc. and pratyaya (knowledge) arises from comprehending these three indiscriminately. (But when an ascetic views these separately by performing sanyama, restraint, with regard to them, A knowledge (is produced in him) of the speech of all living beings (i.e., he has a power of understanding theirs spech).
James R. Ballantyne - 1852
Word and intended-object and presented-idea are confused because they are erroneously identified with each other. By constraint upon the distinctions between them [there arises the intuitive] knowledge (jnana) of the cries of all living beings.
James Haughton Woods - 1914
Aus der [meditativen (saṁyama)] Betrachtung von Prägungen (saṁskāra-sākṣātkaraṇāt | abl sg) [entsteht] Verständnis über das vorangegangene Leben (pūrva-jāti-jñānam | nom sg).
Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich
Wenn Du Dich selbst intensiv beobachtest, wirst Du Deine Neigungen und Prägungen wahrnehmen. Du wirst dann auch verstehen, wie diese in Deinem bisherigen Leben entstanden sind. Du wirst sogar Prägungen finden, die aus Deiner Familie, Deiner Kultur oder noch längerer Vergangenheit auf Dich übertragen wurden.
Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer
Aus der Vergegenwärtigung der Sâṃskâra’s [der aus den Werken einer frühern Geburt resultierenden Charaktereindrücke] erfolgt Kenntnis der frühern Geburt.
Paul Deussen - 1908
A knowledge of the class (etc., experienced) in former birth (arises) from presenting to our mind (sākṣātkaraṇa)– the trains of self-productive thought– samskāras (of the internal organ).
James R. Ballantyne - 1852
As a result of direct-perception of subliminal impressions there is [intuitive] knowledge of previous births.
James Haughton Woods - 1914
[Durch meditative (saṁyama) Betrachtung] des Eindrucks (pratyayasya | gen sg) [den ein anderer Mensch auf uns vermittelt ] [entsteht] Verständnis über den anderen b Wahrnehmungsraum (para-citta-jñānam | nom sg) x.
Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich
x: | Hier sind drei Interpretationen möglich:
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Erst wenn Du einen anderen Menschen wirklich intensiv und meditativ beobachtest, kannst Du dessen inneren Wahrnehmungsraum mit dessen Denken und Fühlen verstehen.
Alternativ:
Beobachte Deine Sinneswahrnehmungen (pratyaya) selbst und tauche über sie in eine Meditation (saṁyama) ein. Sie ist der Schlüssel für eine veränderte innere Wahrnehmung (para-citta).
Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer
[Durch Anwendung der Allzucht] auf die Vorstellung [die einer von einem andern hat] erfolgt Kenntnis des Cittam des andern.
Paul Deussen - 1908
The mind of other persons becomes known to (an ascetic) when he performs sanyama (restraint) with regard to the pratyaya– knowledge (contained in it i.e. in the mind of other persons).
James R. Ballantyne - 1852
[As a result of constraint] upon a presented-idea [there arises intuitive] knowledge of the mind-stuff of another.
James Haughton Woods - 1914
Aber (ca) dieses [Verständnis (jñāna)] (tat | nom sg) [umfasst] nicht (na) ein Meditationsobjekt (sālambanam | acc sg) dieses [anderen Menschen] (tasya | gen sg), weil es nicht das Objekt der Betrachtung war (a-viṣayī-bhūtatvāt | abl sg)x.
Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich
x: | Dieses Sutra fehlt in manchen Manuskripten. Es taucht im Kommentar von Vyasa beim vorherigen Sutra auf. Es scheint also vom Kommentar in den Haupttext gewandert zu sein. |
Egal wie intensiv Du jemanden beobachtest, Du magst mehr über dessen inneren Wahrnehmungsraum erfahren, doch über seinen Wesenskern (bhūta) wirst Du nichts erfahren. Denn der Wesenskern ist nicht Teil dieser physischen Welt und kann daher kein Betrachtungsobjekt (aviṣaya) sein.
Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer
Diese Kenntnis schließt nicht ein dasjenige, worauf [als Objekt] des Cittam des andern sich bezieht, weil dieses nicht zum Gegenstand [der Allzucht] gemacht worden war.
Paul Deussen - 1908
It i.e. (the mind of other persons) is not comprehended with its Ālambana– support i.e., object (to an ascetic) because it was not the object (of Sanyama which he, the ascetic, made use of in comprehending the mind).
James R. Ballantyne - 1852
But [the intuitive knowledge of the presented-idea of another] does not have that [idea] together with that upon which it depends [as its object], since that upon which it depends is not-in-the-field [of consciousness]. 1
James Haughton Woods - 1914
1: | This sūtra is omitted by Vijñana Bhikṣu and consequently the numbering of the remaining sūtras of the third part of Yoga-vārttika is at fault. |
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Friederike Kluger
am 23.05.2021Danke für die Inspiration!
So alt und so wahr :-) Danke für die Inspiration!
So alt und so wahr :-) -
Könnte aktueller nicht sein. Jemanden oder etwas so wahrnehmen, wie er/es wirklich ist, eine hohe, erstrebenswerte Kunst! Könnte aktueller nicht sein. Jemanden oder etwas so wahrnehmen, wie er/es wirklich ist, eine hohe, erstrebenswerte Kunst!
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Oh ja. Aktueller denn je! Oh ja. Aktueller denn je!
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