Tradition: Während die Anzahl an Atemzügen in den Übungsserien des Aṣṭāṅga Yoga mit fünf schon sehr lange relativ klar definiert ist, so wird die Anzahl an Atemzügen in der Abschlusssequenz eher vage. Viele Praktizierende verbleiben heute nur noch fünf Atemzüge in allen Haltungen der Abschlusssequenz. Sri K. Pattabhi Jois leitete in der Abschlusssequenz wechselnd mehr Atemzüge an. Die klassischen Haltungen Schulterstand (sālamba sarvāṅgasana), Kopfstand (śirṣāsana A) und der Lotussitz (padmāsana) bekamen üblicherweise nochmal mehr Atemzüge als die übrigen Haltungen der Abschlusssequenz. In den 70er und 80er Jahren, waren wohl 25 und 10 Atemzüge üblich. In den 90er Jahren wurden es dann eher 10 und 8 Atemzüge. Um das Jahr 2005 etablierten sich die hier gezeigten 10 und 5 Atemzüge. Später waren es oft sogar nur fünf Atemzüge, in allen Haltungen der Abschlusssequenz also gleich. Nicht jede Entwicklung muss man mitmachen, wenn man sich mit einer Tradition verbunden fühlt. Ein paar mehr Atemzüge in den Haltungen der Abschlusssequenz helfen, zur Ruhe zu finden.
Direkt aus dem Halt des nach unten blickenden Hundes der vorherigen Bewegungsfolge.
Vinyāsa 7 - Einatmung, Ausatmung
Wandere einatmend mit einem kleinen Sprung oder einigen Schritten mit den Füßen näher zu Deinen Händen. Beuge dann ausatmend Deine Ellenbogen an, bis Dein Kopf etwas vor den Händen den Boden berührt. Platziere dabei die flache Stelle zentral auf dem Scheitel am Boden. Löse Deine Hände vom Boden und falte sie an Deinem Hinterkopf. Rolle mit Deinen Füßen auf die Fußrücken und ziehe Dein Becken möglichst senkrecht über Deinen Kopf.
Beachte: Es ist hilfreich zwischen Ellenbogen und Schädeldecke ein möglichst gleichseitiges Dreieck zu bilden. Das gibt Dir eine optimale Auflagefläche für die Balance und erleichtert die Stabilität in alle Richtungen. Da die Ellenbogen die Tendenz haben, eher zur Seite zu rutschen, setze die Ellenbogen bewusst etwas enger zusammen und versuche sie dort zu behalten. Ein etwas engeres Dreieck als Fundament stabilisiert Dich gegen ein Umfallen zum Rücken oder Bauch hin besonders gut - und genau in diese Richtung besteht eine besondere Falltendenz.
Vinyāsa 8 - Einatmung, 10 Atemzüge
Hebe dann mit der Einatmung langsam beide Beine nach oben. Verweile hier bis zur zehnten Ausatmung.
Beachte: Es scheint anfangs schwer, beide Beine gestreckt nach oben zu heben. Doch ist es im Grunde nur eine Frage der Balance. Du balancierst auf der Fläche, die Deine Unterarme um den Kopf herum formen. Deine Beine befinden sich vor dieser Fläche. Um sie überhaupt abheben zu können, ohne sofort wieder auf die Beine umzufallen, musst Du ein Gegengewicht hinter diesem dreieckigen Fundament Deiner Unterarme bilden. Ziehe also Dein Becken möglichst weit hinter den Kopf und halte die Wirbelsäule aktiv gestreckt. Wenn das Becken hinter dem Kopf ist, heben die Füße automatisch ab. Nun brauchst Du nur mit Becken und Füßen, wie eine Waage das Gleichgewicht über Deinen Unterarmen bewahren, während Du Deine Beine allmählich anhebst.
Im traditionellen Count: Wechsele hier direkt weiter in den Bewegungsfluss der nächsten Haltung.
Wirkung: Śirṣāsana, der Kopfstand, ist der Prototyp einer Umkehrhaltung. Die Haltung erleichtert damit den Rückstrom von venösem Blut und Gewebeflüssigkeit Richtung Herz. Dadurch erhöht sich das im Blutkreislauf zirkulierende Volumen. Die Übung wirkt daher regenerativ. Die Umkehrung fordert zudem von den Blutgefäßen, die zum Gehirn führen, eine Anspannung. Diese Gefäßreaktion ist wichtig, um den Druck im Gehirn konstant zu halten und um migräneartige Kopfschmerzen präventiv zu verhindern. Denn ein erhöhter Druck im Kopf ist eine mögliche Ursache für Migräneanfälle.
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