Das Mahā-Vedha baut auf die vorherigen Techniken auf. Die Energie steigt nun weiter auf, während der Beckenboden auf der Ferse aufdozt.

Dattatreyayogashastra
mahāKarmadhāraya-Kompositum
mahāAdjektiv
groß
mudrāmAkkusativ Singular
mudrāSubstantiv Feminin
Siegel
pravakṣyāmi1. Person Singular Futur
praPräfixvacVerbalwurzel
ich werde lehren, ich werden verkünden
bhairavenaInstrumentalis Singular
bhairavaSubstantiv Maskulin
Bhairava, Form von Śiva
uktamAkkusativ Singular
uktaAdjektiv
gelehrt
uktaPartizip Perfekt Passiv
vacVerbalwurzel
gelehrt
vacVerbalwurzelsagen, sprechen, lehren
ādarātAblativ Singular
ādaraAdjektiv
aus Erfurcht

Aus Ehrfurcht werde ich das große Siegel (mahā-mudrā) verkünden. Es wurde durch Bhairava gelehrt.

pārṣṇimAkkusativ Singular
pārṣṇiSubstantiv Maskulin
die Ferse
vāmasyaGenitiv Singular
vāmaAdjektiv
des linken
pādasyaGenitiv Singular
pādaSubstantiv Maskulin
des Fußes
yoniTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
yoniSubstantiv Feminin
am Beckenboden, an der Vagina
stāneLokativ Singular
sthānaSubstantiv Maskulin
am Ort, am Platz
niyojayet3. Person Optativ Singular
niPräfixyujVerbalwurzel
er möge platzieren
niPräfixnieder, herab
yujVerbalwurzelverbinden, anschirren
prasāryaAbsulotiv
praPräfixsr̥Verbalwurzel
ausgestreckt habend
dakṣinamAkkusativ Singular
dakṣiṇaAdjektiv
den rechten
pādamAkkusativ Singular
pādaSubstantiv Maskulin
den Fuß
hastābhyāmInstrumentalis Dual
hastaSubstantiv Maskulin
mit beiden Händen
dhārayet3. Person Optativ Singular
dhr̥Verbalwurzel
er möge halten
dr̥ḍhamAkkusativ Singular
dr̥ḍhaAdjektiv
fest

Er soll die Ferse des linken Fußes am Beckenboden platzieren, den rechten Fuß ausstrecken und mit beiden Händen festhalten.

cibukamAkkusativ Singular
cibukaSubstantiv Maskulin
Kinn
hr̥diLokativ Singular
hr̥dSubstantiv Maskulin
am Herzen
vinyasya;Absulotiv
niPräfixasVerbalwurzel
vinyasya platziert habend
pūrayet3. Person Optativ Singular
pr̥̄Verbalwurzel
er möge füllen
vāyunāInstrumentalis Singular
vāyuSubstantiv Maskulin
mit Luft
punaḥ
punarAdverb
wieder
kumbhakenaInstrumentalis Singular
kumbhakaSubstantiv Maskulin
durch Anhalten, mit einem Kumbhaka
yathāKarmadhāraya-Kompositum
yathārel Adverb
entsprechend
śaktyāInstrumentalis Singular
śaktiSubstantiv Feminin
mit Kraft
dhārayitvāAbsulotiv
dhr̥Verbalwurzel
gehalten habend
tu
tuPartikel
doch, nun
recayet3. Person Optativ Singular
ricVerbalwurzel
er möge leeren

Nachdem er das Kinn am Herzen platziert hat, soll er sich mit Luft füllen. Mit einem Kumbhaka soll er so lange wie möglich die Luft anhalten. Dann soll er ausatmen.

vāmaKarmadhāraya-Kompositum
vāmaAdjektiv
links
aṅgenaInstrumentalis Singular
aṅgaSubstantiv Maskulin
mit dem Körperglied
samabhyasyaAbsulotiv
samPräfixabhiPräfixāsVerbalwurzel
praktiziert habend
dakṣinaKarmadhāraya-Kompositum
dakṣinaAdjektiv
rechts
aṅgenaInstrumentalis Singular
aṅgaSubstantiv Maskulin
mit dem Körperglied
ca
caPartikel
und
abhyaset3. Person Optativ Singular
abhiPräfixāsVerbalwurzel
er möge praktizieren

Nachdem er mit dem linken Körperglied geübt hat, soll er mit dem rechten Körperglied üben.

Mahāmudrā - Teil einer größeren Technik

Die Amr̥tasiddhi Kapitel 11 enthält neben den hier beschriebenen Schritten weitere interessante Details zur Technik:

Das Mahāmudrā ist der Ausgangspunkt für eine erstmals in der Amr̥tasiddhibeschriebenen Technik. Mahābandha wird laut der Amr̥tasiddhi während Mahāmudrā ausgeführt. Beide Techniken werden gehalten. Dann wird währenddessen die dritte Technik der Abfolge Mahāvedhaausgeführt.

Auch die spätere Haṭha Yoga Pradīpika beschreibt diese drei Techniken als eine zusammenhängende Übung.

Mahāmudrā - Details aus Amr̥tasiddhi und Haṭha Yoga Pradīpika

Konkret gibt die Amr̥tasiddhi noch folgende Hinweise zur Technik:

  1. Der Übende soll einatmen, den Atem halten und das Mahāmudrā ausführen.
  2. Der Geist soll während dem Kumbhaka unterhalb des Nabels fokussiert werden, dort wo Iḍā und Piṅgalā auf Suṣumnātreffen.
  3. Diese Technik konsumiert Unreinheiten, verflüssigt den Bindu, aktiviert alle Kanäle und schürt das innere Feuer

Die Haṭha Yoga Pradīpika fügt hinzu:

  1. Linke Ferse presst gegen den Beckenboden (HYP 3.10)
  2. Das rechte Bein ist gestreckt (HYP 3.10)
  3. Der Atem wird in der Fülle angehalten (HYP 3.11)
  4. Das Halsbandha wird gesetzt (HYP 3.11)
  5. Die Wirbelsäule soll sich aufrichten (HYP 3.11)
  6. Die Ausatmung erfolgt langsam (HYP 3.13)
  7. Nach dem Üben der linken Seite, soll die rechte Seite geübt werden (HYP 3.15)

Wie Ronald es unterrichtet

  1. Linke Ferse im Beckenboden, rechtes Bein gestreckt
  2. Fasse mit den Daumen und gestreckten Armen auf den rechten großen Zehen
  3. Rücken ganz gerade, Kinn auf der Brust
  4. Ein- und Ausatmung gleich lang
  5. Anhalten in der Leere, sauge dabei den Bauch vollständig ein
  6. Energie aus dem Bauchraum (samāna vāyu) steigt auf

Praktiziere zuerst einige Runden auf der linken Seite. Wechsele dann direkt Mahā-Bandha:

  1. Lege nun das rechte Bein auf den linken Oberschenkel in einen halben Lotus
  2. Binde mit der rechten Hand hiter dem Rücken zum rechten Fuß und platziere die linke Hand auf dem rechten Knie.
  3. Ein- und Ausatmung gleich lang
  4. Halte hier in der Fülle an, aktiviere aktiv Beckenboden und drücke Dein Kinn nach unten.
  5. Drücke die Energie von unten (apāna vāyu) und von oben (prāṇa vāyu) im Bauchraum zusammen und lasse sie von dort gemeinsam aufsteigen.

Zum Schluss folgt Mahā-Vedha:

  1. Drehe Dich wieder nach vorne und stütze die Hände neben den Knien auf.
  2. Atme schnell ein und aus
  3. Hebe beim Einatmen jeweils Deinen Körper an und setze mit der Ausatmung mit einem Dotzen wieder auf der linken Ferse ab.

Erst dann wechseln wir zur anderen Seite. So verbindet sich Mahā-Mudrā, Mahā-Bandha und Mahā-Vedha zu einer gemeinsamen Übung.

prasāritaḥNominativ Singular
praPräfixsāritaPartizip Perfekt Passiv
ausgestreckt
praPräfixvor, nach vorne
sāritaPartizip Perfekt Passiv
sr̥Verbalwurzel
gestreckt
sr̥Verbalwurzelfließen, gleiten
tu
tuPartikel
doch, nun
yaḥNominativ Singular
yadPronomen
welcher
pādaḥNominativ Singular
pādaSubstantiv Maskulin
Fuß
tam Akkusativ Singular
tadPronomen
ihm
ūruTatpuruṣa-Kompositum Lokativ
uhruSubstantiv Maskulin
Schenkel
upari
upariAdverb
oben, darauf, nach oben
vinyaset3. Person Optativ Singular
viPräfixasVerbalwurzel
er möge platzieren
ayam Nominativ Singular
idamPronomen
dieser
eva
evaPartikel
so, auf diese Weise
mahāKarmadhāraya-Kompositum
mahāAdjektiv
groß
bandhaḥNominativ Singular
bandhaSubstantiv Maskulin
Band, Verschluß
mudrāvatNominativ Singular
mudrāSubstantiv FemininvatSuffix
wie das Siegel
mudrāSubstantiv FemininSiegel
vatSuffixwie
ca
caPartikel
und
amumAkkusativ Singular
adasPronomen
jenes
abhyaset3. Person Optativ Singular
abhiPräfixāsVerbalwurzel
er möge praktizieren

Er soll nun den ausgestreckten Fuß auf dem Oberschenkel platzieren. Dies ist das große Band (mahā-bandha). Er soll es wie jenes [große] Siegel üben.

Mahābandha - Details aus Amr̥tasiddhi und Haṭha Yoga Pradīpika

Die Amr̥tasiddhi Kapitel 12 und 13 enthält neben den hier beschriebenen Schritten weitere interessante Details zu beiden Techniken:

  1. Der Übende soll rasch von Mahāmudrā in das Mahābandha wechseln.
  2. Auch in Mahābandha wird der Atem agenhalten.

Die Haṭha Yoga Pradīpika fügt hinzu:

  1. Linke Ferse im Beckenboden (HYP 3.19)
  2. Rechter Fuß wird auf dem linken Oberschenkel platziert (HYP 3.19)
  3. Anhalten in der Fülle (HYP 3.20)
  4. Kinn fest auf dem Herzen platziert (HYP 3.20)
  5. Geist in der energetischen Mitte fixiert (HYP 3.20)
  6. Blockiert die aufsteigende Energie und zieht sie zur Mitte (HYP 3.23)

Vereinen von Apāna und Samāna

  • Simultanes Anspannen von Anus und Beckenboden
  • Dies blockiert “behutsam” den dreifachen Pfadweg, also die Kreuzung der drei primären Kanäle.
  • Apāna-Vitalwind wird nach oben gezogen.
  • Vereinigt sich dort mit dem Samāna Vitalwind, der sich im Nabel befindet.
  • Das ganze geschieht seitlich der Öffnung von Suṣumna.

Vereinen von Prāṇa und Samāna

  • Der Prāṇa-Vitalwind, der im Brustbereich zirkuliert, soll nun nach unten zum Nabel gedrückt werden.
  • Kurz unterhalb vom Nabel werden so Prāṇa und Apāṇa zu einem einzigen vereint,
  • um anschließend beide als Eines nach oben zu bringen.
  • Der Fluss der Kanäle wird durch dieses Band gestoppt!

Diese Yogatechnik wird auch Saṁpuṭa-Yoga genannt. Die Vereinigung (yoga) von der Hemisphären (saṁpuṭa). Die Hemisphäre von Prāṇa und die von Apāna werden in der Nabelregion zu einer Einzigen Sphäre vereint (prāṇāpāikayogataḥ).

mahāKarmadhāraya-Kompositum
mahāAdjektiv
groß
bandhaTatpuruṣa-Kompositum Lokativ
bandhaSubstantiv Maskulin
Band
sthitaḥNominativ Singular
sthitaAdjektiv
in einem Zustand befindlich
bhūmauLokativ Singular
bhūmiSubstantiv Feminin
auf den Erdboden
sphicauAkkusativ Dual
sphikSubstantiv Maskulin
die beiden Gesäßhälften
saṁtāḍayet 3. Person Optativ Singular
saṁPräfixtaḍVerbalwurzel
er möge stoßen
śanaiḥ
śanaisAdverb
behutsam
ayam Nominativ Singular
idamPronomen
dies
eva
evaPartikel
so
mahāKarmadhāraya-Kompositum
mahāAdjektiv
groß
vedhaḥNominativ Singular
vedhaSubstantiv Maskulin
Stoßen
siddhaiḥInstrumentalis Plural
siddhaSubstantiv Maskulin
von den Vollendeten
abhyasate3. Person Präsens pass
abhiPräfixasVerbalwurzel
wird geübt
naraiḥInstrumentalis Plural
naraSubstantiv Maskulin
von den Menschen

Während er sich im großen Band (mahā-bandha) befindet, soll er behutsam die beiden Gesäßhälften auf den Erdboden stoßen.
Dies ist das große Stoßen (mahā-vedha). Es wird von den vollendeten Menschen (siddha) geübt.

Mahāvedha - Details aus Amr̥tasiddhi und Haṭha Yoga Pradīpika

Die Beschreibung der Amr̥tasiddhi besagt eingangs, dass Mahāmudrā und Mahābandha ohne das große Mahāvedha nutzlos sind. Durch Mahāmudrā und Mahābandha soll die Zirkulation aller Vitalwinde (Prāṇa, Apāna, Vyāna, Samāna und Udāna) vollständig gestoppt werden. Der Yogi hält in beiden Techniken den Atem an und soll den Geist mit dem Atem verbinden.

Nun soll er mit Mahāvedha die dreifache Kreuzung der drei Hauptkanäle in der Nabelregion, am Eingang zu Suṣumna mit dem Atem durchstechen.

Dies geschieht wie folgt:

  1. Der Yogi soll mit den Händen den Penis auf den Boden bringen, sodass er regungslos liegen bleibt.
  2. Dann soll er in selber Weise die beiden Füße nach unten pointen lassen. Dabei zeigen die Versen nach oben.
  3. Dann soll er die Sitzbeinhöcker hochnehmen und auf die Fersen stoßen.
  4. Es ist unklar, ob der Atem während dem Durchstechen weiterhin gehalten wird, oder ob während dem Durchstechen stoßartig und kraftvoll ausgeatmet werden soll.

Die Haṭha Yoga Pradīpika fügt hinzu:

  1. Luftanhalten in der Fülle (HYP 3.26)
  2. Kehlverschluss beim Anhalten (HYP 3.26)
  3. Hände Aufstützen und damit Gesäß langsam aufotzen lassen (HYP 3.27)
  4. Energie steigt nun durch Suṣumna auf (HYP 3.27)

Der Effekt dieser Übung wird wie folgt in der Amr̥tasiddhi beschrieben:

  1. Dies bringt Meru ins wanken indem 10 Millionen diamantene Atempunkte aktiviert werden.
  2. Der Atem bzw. Vitalwind dringt so in den zentralen Kanal ein.
  3. Der Atem durchbricht den Knoten Brahmas im Nabel (brahmagranthi), den Knothen Viṣṇus (viṣṇugranthi) im Herzen und den Knoten Rudras (rudragranthi) im Kopf.
  4. Dies öffnet das geheime Tor des Brahmā.
  5. Hierdurch wird der Yoga erfolgreich.
  6. Durch das Praktizieren wird der Yogi laut Amrṭasiddhi ein Gott, Allgegenwärtig und Allmächtig, etc.

Im Gegensatz zu der ursprüglicheren und wesentlich ausführlicheren Beschreibung in der Amr̥tasiddhi wird in DYS 135 der Yogi dazu angehalten beim großen Durchstechen die Gesäßhälften einfach auf den Boden, Statt auf die aufgestellten Fersen, zu stoßen.

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