Khecarīmudrā gilt als das wirkungsvollste der Mudrā. Wörtlich übersetzt heißt es: “Durch den Raum schreiten”, denn der Geist wird bei dieser Technik so klar, wie das Sattva Guṇa das dem Raum-Element entspricht.

Dattatreyayogashastra
antaḥKarmadhāraya-Kompositum
antarAdverb
ins Innere hinein
kapālaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
kapālaSubstantiv Maskulin
Schädel
kuhareLokativ Singular
kuharaSubstantiv Neutrum
Höhle, Kehle
jihvāmAkkusativ Singular
jihvāSubstantiv Maskulin
die Zunge
vyāvartyaAbsulotiv
viPräfixāPräfixvr̥tVerbalwurzel
gebogen habend
bandhayet3. Person Optativ Singular
bandhVerbalwurzel
er möge anheften
bhrūTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
bhrūSubstantiv Feminin
Braue
madhyeLokativ Singular
madhyaSubstantiv Maskulin
in die Mitte
dr̥ṣṭiḥNominativ Singular
dr̥ṣṭiSubstantiv Maskulin
Schauen, Blick
api
apiPartikel
auch, ferner
eṣāNominativ Singular
etadPronomen Feminin
dieses
murdrāNominativ Singular
mudrāSubstantiv Feminin
Siegel
bhavati3. Person Singular Indikativ Präsens
bhūVerbalwurzel
es ist
khecarīNominativ Singular
khecarīSubstantiv Feminin
Luftgänger

Nachdem er die Zunge in das Innere der Schädelhöhle hinein gebogen hat, möge er sie dort anheften. Dabei ist der Blick auf die Mitte der Brauen (bhrū-madhye dr̥ṣṭi) gerichtet. Dies ist das Luftgänger-Siegel (khecarī-mudrā).

Genauere Erläuterungen aus der Haṭha Yoga Pradīpikā

Hier wird die Technik nur sehr rudimentär beschrieben. In der Haṭha Yoga Pradīpikā gibt es noch eine genauere Anleitung:

Vorbereitung

  1. Das Zungenbändchen soll mit einem scharfen Pflanzenblatt um die Breite eines Haares eingeschnitten werden. (HYP 3.34)
  2. Dann soll der Yogi mit Steinsalz und Tumarinde das Zungenbändchen einreiben. (HYP 3.35)
  3. Dieses Einschneiden erfolgt alle 7 Tage (HYP 3.35)
  4. Täglich soll die Zunge geschüttelt und gemolken werden um sie zu verlängern (HYP 3.33).
  5. Nach 6 Monaten ist das Zungenbändchen verschwunden.

‘’Anmerkung:’’ Dem direkten Unterricht von BNS Iyengar zufolge, soll die Zunge nun so lang sein, dass die Spitze die Stirn berühren kann.

Eigentliche Technik

  1. Nun soll die Zunge nach hinten zu dem Ort der “Drei Energiekanäle” geführt werden. (HYP 3.37)
  2. Dort soll die Zunge 24 Minuten verbleiben. (HYP 3.38)
  3. Gesicht nach oben gewendet (HYP 3.51)
  4. Konzentration auf die pure Energie (param śaktī) (HYP 3.52)

Resultate

  1. Überwinden von Krankheit, Tod, Trägheit, Schlaf, Hunger, Durst oder Haluzination (HYP 3.39, 44, 45)
  2. Lösen von Ursache und Wirkung (karma) (HYP 3.40)
  3. Stille im inneren Wahrnehmungsraum (citta) (HYP 3.41)
  4. Bewahren des Bindu (HYP 3.42 & 43)
  5. Schöner Körper und langes Leben (HYP 3.51)

‘’Anmerkung:’’ Khecarī Mudrā gilt als das wirkungsvollste und wichtigste der Mudrās nach der Haṭha Yoga Pradīpikā.

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  • Wow! Ich habe Khecarīmudrā durch Zufall entdeckt, als ich es namentlich noch gar nicht kannte. In den Kumbhakas bei Pranayama ist mir aufgefallen, dass die geistigen Bewegungen schlagartig abnahmen, [...] Wow! Ich habe Khecarīmudrā durch Zufall entdeckt, als ich es namentlich noch gar nicht kannte. In den Kumbhakas bei Pranayama ist mir aufgefallen, dass die geistigen Bewegungen schlagartig abnahmen, als sich mir bei nach unten gesunkenem Kopf die Zunge automatisch einrollte und sich der Blick (innerlich) nach oben führte . Erst auf weitere Recherche hin fand ich die Erklärung für dieses Mudra. Bei starker Versenkung entsteht dieses Mudra also automatisch! Eine meiner stärksten Erfahrungen!