Ein metrischer Text
Betonungen (guru) und Nichtbetonungen (laghu) lassen sich in jedem Text bestimmen. Das ist die natürlich beim Sprechen entstehende Abfolge. Doch ein Dichter wählt die Worte so, dass Betonungen und Nichtbetonungen bewusst aufeinander folgen. Denn wenn diese in einer harmonischen Abfolge stehen und sich Zeilenweise wiederholen oder ergänzen entsteht daraus ein das angenehme Gefühl beim Rezitieren:
- Ein Text der simpel erzählt oder schreibt, ohne dass dabei ein bewusstes Metrum entsteht heißt Prosa.
- Andere Lehrtexte sind auf maximale Kompaktheit optimiert. Auch hier entsteht kein bestimmtes Metrum. Solche Texte heißen Sūtra
- Im Saṁskr̥t sind jedoch viele Lehrtexte und Religionstexte mit einem bewussten Metrum verfasst. Denn diese Texte wurden über Jahrtausende nur durch auswendig lernen weiter gegeben. - und das Auswendig lernen ist mit einem Metrum deutlich leichter.
Zwei Arten von Metren
In den meisten metrisch verfassten Texten hat ein Vers vier von der länge her bewusst zueinander passende Abschnitte (Pāda). Manche Metren basieren darauf dass die Anzahl der Silben in solch einem Pāda bewusst gewählt ist. Diese Metren heißen im Saṁskr̥t "Vr̥tta".
Andere Metren basieren darauf, dass eine betonte (guru) Silbe von der Länge her zwei Unbetonten (laghu) entspricht. Nun wählt der Autor die Gesamtlänge in einem Pāda bewusst. Diese Metren heißen im Saṁskr̥t "Jāti".
Vr̥tta Metren
Die silbenzählenden Metren teilen sich wieder auf in drei Untertypen:
- Sama Vr̥tta
Alle vier Pādas eines Verses haben die gleiche Anzahl von Silben und auch die gleiche Betonungs (guru) / Nichtbetonungs (laghu) Abfolge. - Ardha Sama Vr̥tta
Das erste und dritte Pāda haben untereinander die gleiche Anzahl von Silben und auch die gleiche Betonungs (guru) / Nichtbetonungs (laghu) Abfolge.
Das zweite und vierte Pāda untereinander erneut.
Hinweis: So entsteht schnell eine Art Frage und Antwort Spiel beim Rezitieren. - Viṣama Vr̥tta
Hier steht zwar jedes Pāda für sich in einer metrischen Silbenabfolge. Die Pāda untereinander sind jedoch nicht gleich.
Hinweis: Oft ist in einem Vers nur ein Pāda in einem anderen Versmaß. Dieses Pāda erscheint beim Rezitieren dann hervorgehoben.
Zäsuren (,)
An sich verschmelzen die Worte im Saṁskr̥t. Doch manche Metren wählen die Worte so, dass eine natürliche Wortgrenze immer an der gleichen Stelle entsteht. So entsteht hier beim Rezitieren eine Pause (Zäsur). Das kennen der Zäsur bei einem Metrum hilft bei der Rezitation erheblich.
Hinweis: Um das Lesen zu erleichtern kann man ein Komma an die Stelle der Zäsur setzen. In der Lautschrift der meisten metrischen Texte auf dieser Webseite findest Du das Komma an der Stelle der Zäsur.
Metrum vor Saṁdhi (*)
Die Saṁdhi Regeln lassen Worte miteinander verschmelzen um so die Aussprache zu harmonisieren. Bei einem metrischen Text wendet der Autor jedoch manchmal bewusst eine Saṁdhi Regel nicht an. Dies hat dann einen Grund. Denn der Autor kann auf diese Wiese zusätzliche Silben, die er für sein Metrum benötigt, schaffen. Manchmal entsteht dadurch auch eine andere Betonung (guru) oder Nichtbetonung (laghu).
Hinweis: Um das Lesen zu erleichtern kannst Du Dir diese Stellen von nicht angewendeter Saṁdhi Regel besonders markieren. In der Lautschrift der meisten metrischen Texte auf dieser Webseite findest Du einen Stern (*) an Stellen einer aus metrischen Gründen nicht angewendeten Saṁdhi Regel.
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