Historisch hatte Patañjali mit Āsana sicherlich nur einen Meditationssitz angedacht. Doch diese Sätze des Yoga Sūtra geben uns wertvolle Inspiration für eine dynamische körperliche Yogapraxis.

Yoga Sutra 2: Über die spirituelle Praxis
sthiraDvandva-Kompositum
sthiraAdjektiv
stabil
sthiraAdjektiv
sthāVerbalwurzel
stabil
sthāVerbalwurzelstehen
sukham Neutrum Nominativ Singular
sukhaAdjektiv
bequem
suhkhaAdjektiv
suPräfixkhaSubstantiv Neutrum
Glück, Wohlbefinden, Lust
suPräfixgut, angenehm
khaSubstantiv NeutrumÖffnung, Loch, Ausgang / Höhlung in der Nabe des Rades
āsanamNominativ Singular
āsanaSubstantiv Neutrum
Körperhaltung, Körperübung
āsanaSubstantiv Neutrum
āsVerbalwurzelanaSuffix Neutrum
Körperhaltung, Körperübung
āsVerbalwurzelsitzen
anaSuffix NeutrumKr̥t-Suffix mit Guṇa-Stufe: bezeichnet eine Handlung

Bewegungslos (sthira) und bequem (sukha) [soll] der Meditationssitz (āsana) [sein].

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Finde in Deiner dynamischen Körperpraxis (āsana) die Balance aus Kraft (sthira) und Leichtigkeit (sukha)x.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer

x:

Letztendlich hat Krishnamarchaya eine neue Form der physischen Praxis in den Yoga eingeführt. Mit etwas Phantasie konnte er jedoch auch diese in den Prinzipien des Yoga Sūtra wiederspiegeln. Dieser moderne Transfer basiert darauf.


Hierbei ist das Sitzen fest und bequem,

Paul Deussen - 1908


A ‘posture’ is what is steady and pleasant.

James R. Ballantyne - 1852


Stable-and-easy posture.

James Haughton Woods - 1914

prayatnaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
prayatnaSubstantiv Maskulin
Spannung, Willenstätigkeit, Bestrebung, Bemühung
prayatnaSubstantiv Maskulin
praPräfixyatVerbalwurzel
Spannung, Willenstätigkeit, Bestrebung, Bemühung
praPräfixvorwärts, hervor
yatVerbalwurzelstreben nach
śaitilyaDvandva-Kompositum
śaithilyaSubstantiv Neutrum
Entspannung, Lockerheit, Schlaffheit
śaithilyaSubstantiv Neutrum
śrathVerbalwurzel
Entspannung, Lockerheit, Schlaffheit
śrathVerbalwurzellösen, lockern
anantaTatpuruṣa-Kompositum Genitiv
anantaAdjektiv
endlos, Śeṣa: König der Nāga in Schlangengestalt
anantaAdjektiv
anPräfixantaSubstantiv Maskulin
endlos
anPräfixVerneinung
antaSubstantiv MaskulinEnde
samāpattibhyāmInstrumentalis dual Maskulin
samāpattiSubstantiv Feminin
Zusammentreffen, Vollendung
samāpattiSubstantiv Feminin
samPräfixāPräfixpadVerbalwurzel
Zusammenfallen
samPräfixzusammen, mit, völlig
āPräfixzu, hin, herbei
padVerbalwurzelfallen

Lockerheit (śaithilya) in der Spannung (prayatna) [des Meditationssitzes (āsana)] und eine vollendete Konzentration (samāpatti) auf die Unendlichkeit (ananata) [kennzeichnen den Meditationssitz (āsana)].

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


Verlängere (śaithilya) die Spannung Deines Atems (prayathna) und lausche meditativ (samāpatti) auf das schlangenhafte Rauschen des Ujjayī (ananta)x.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer

x:

Ananta ist nicht nur die “Unendlichkeit”, sondern auch ein mythologisches Luftwesen in Gestalt einer Schlange. Oft trägt dieses Wesen in der Übersetzung den Namen “Weltenschlange”. Das wiederum können wir als Symbol für das Rauschen des Ujjayī interpretieren. Wieder stammt diese Interpretation aus den Gedanken von Krishnamacharya, um die dynamische Yogapraxi,s die er damals entwickelte, philosophisch zu unterstützen.


indem man die Spannung lockert und sich zum Unendlichen erhebt.

Paul Deussen - 1908


Through slightness of effort and through attaining to the infinite (Do ‘Postures’ become steady and pleasant).

James R. Ballantyne - 1852


By relaxation of effort or by a [mental] state-of-balance with reference to Ananta—

James Haughton Woods - 1914

tataḥAblativ Singular
tatPronomen 3. Person
dadurch, dann
dvaṁdvaTatpuruṣa-Kompositum Ablativ
dvaṁdvaSubstantiv Neutrum
Paar, Gegensatz
dvaṁdvaSubstantiv Neutrum
dvaZahlwort
Paar, Gegensatz
dvaZahlwortzwei
an
anPräfix
Verneinung
abhighātaḥNominativ Singular
abhighātaSubstantiv Maskulin
Angriff, Beschädigung
abhighātaSubstantiv Maskulin
abhiPräfixghātaSubstantiv Maskulin
Angriff, Beschädigung
abhiPräfixzu - hin, in - hinein, gegen, um
ghātaSubstantiv Maskulin
hanVerbalwurzel
Verletzung, Zerstörung
hanVerbalwurzeltöten, verletzen

Daraus (tataḥ) [entsteht] Unangreifbarkeit (anabhighāta) durch die Gegensätze (dvaṁdva) [wie Kälte oder Wärme].

Dr. Ronald Steiner - historisch-wörtlich


So meisterst Du (anabhighāta) in Deiner Bewegung die Gegensätze (dvaṁdva) von Oben und Unten, von Vorne und Hinten, Vorbeuge und Rückbeugex.

Dr. Ronald Steiner - moderner Transfer

x:

Verblüffend, wie sich die von Krishnamacharya neu geprägte dynamische Yogapraxis weiter mit dem Yoga Sutra verknüpfen lässt.


Dann erfolgt Unbetroffensein von den Gegensätzen [wie Hitze, Kälte, Lust und Schmerz usw.]

Paul Deussen - 1908


Thence there is no assault by the pairs.

James R. Ballantyne - 1852


Thereafter he is unassailed by extremes.

James Haughton Woods - 1914

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